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Kultur: Kaninchenschule

spielt Ping-Pong mit der Kunst des 20. Jahrhunderts Ausstellungen finden in Galerien statt: Das ist eine Binsenweisheit.

spielt Ping-Pong mit der Kunst des 20. Jahrhunderts Ausstellungen finden in Galerien statt: Das ist eine Binsenweisheit. Manchmal kommt es jedoch vor, dass Künstler diesen Umstand besonders betonen. In dem Fall lohnt sich das Nachhaken, denn das Schöne an den site specific works ist, dass man meistens etwas Neues erfährt – und sei es nur ein interessantes kleines biografisches Detail.

Vor vier Wochen hat in der Rosa-Luxemburg-Straße eine neue Galerie aufgemacht. Ihre erste Ausstellung bestreitet die junge Inhaberin, Lena Brüning, mit dem 1969 in Mainz geborenen, in Berlin lebenden Zeichner und Objektkünstler Peter Jap Lim . Der ist ein Ironiker und Wortspieler, der in seinen Arbeiten nicht nur der Kunstgeschichte seine Referenz erweist, sondern auch den Berliner Graffiti-Malern. Das Bezugssystem für seine minimalistischen Bilderscherze reicht von einem gotischen „Jüngsten Gericht“ bis zu Kippenberger, Pistoletto oder Slominski (Rosa-Luxemburg-Straße 28, Zeichnungen und Installation 1000-6000 Euro, Fahrradreifen-Multiple 270 Euro). Auf dem Blatt „Und wer erklärt es dem Kaninchen“ spielt Lim auf die Aktion „Wie man einem toten Hasen die Bilder erklärt“ an, die Joseph Beuys 1965 in der Düsseldorfer Galerie von Alfred Schmela initiierte. Das ist bei jemandem wie Lim natürlich kein Zufall: Lena Brüning ist die Enkelin des 1980 verstorbenen Avantgarde-Galeristen.

Sehr direkt auf die spezielle Situation reagiert auch Christian Philipp Müller bei Christian Nagel. Christian Philipp Müller ist seit vielen Jahren für Kunst bekannt, die mit Querverweisen nur so gespickt ist. Allerdings verliert er sich dabei bisweilen in gedankliche Konstruktionen, in denen die Zusammenhänge und Sinnfälligkeiten etwas bemüht und addiert wirken. So auch hier, wo es um die Faszination Auto, die dreiste Diebin Werbung und um das menschliche Maß von Le Corbusier geht – und selbstverständlich auch um philosophische Petitessen wie das wechselseitige Abhängigkeitsverhältnis von Sehen und Verbergen, das an einem Ort wie der Galerie von Christian Nagel immer große Bedeutung besitzt (Weydinger Straße 2/4, Bilder 1000 Euro, Skulpturen 12000 Euro).

Utopie, Architektur, der auratische Auftritt: So nah an der Volksbühne macht diese Kombination mehr Sinn als anderswo, weshalb noch kurz auf die Ausstellung von Manuel Graf bei Johann König hingewiesen sein soll (Weydinger Straße 10). „Ping Pong“ ist eine Raumarbeit, die Wohnzimmerambiente, einen Ausflug in die internationale Baugeschichte des 20. Jahrhunderts sowie ausgefeilte Film- und Theatertechnik miteinander verbindet: ein erstaunlich reifes Debüt für den 28-Jährigen.

Ulrich Clewing

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