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Kultur: Kariertes Kornfeld

Tops und Flops bei den New Yorker Impressionisten-Auktionen

Ein sonnengelber Blumenstrauß von van Gogh wäre eine andere Sache gewesen. Doch für sein menschenleeres Kornfeld erwärmte sich nicht einmal einer dieser fernöstlichen Superreichen, die dem Impressionisten-Markt nun wieder öfter unter die Arme greifen. Der van Gogh hätte 28 bis 35 Millionen Dollar kosten sollen. Stattdessen wurde er am Mittwochabend der Flop der New Yorker Auktionen mit moderner Kunst.

Die Käufer erteilten aber nicht nur van Gogh eine Abfuhr. Ein Drittel der Lose war zu teuer oder wenig aufregend oder wie ein unvollendeter Picasso und mehrere Gemälde von Kees van Dongen einfach zu schlecht. Sogar das Toplos der Woche, Paul Gauguins „Te Poipoi“, gehörte zu den schwierigeren Momenten. Die bei der Morgenhygiene im Wasser hockende Tahitianerin war nicht das anmutigste Sujet, aber der Hongkonger Sammler Joseph Lau sprang in die Bresche und ließ sich per Telefon das rettende Gebot entlocken. 40 bis 60 Millionen hätte das Bild kosten sollen. Er bezahlte, mit Aufgeld, nur 39,2 Millionen Dollar.

Ist der Kunstmarkt deshalb aus dem Tritt? Werden die Käufer vorsichtig, weil sich, während Auktionator Tobias Meyer den Hammer schwang, neue Furcht an den Finanzmärkten breit machte? Keineswegs. „Dies ist keine Korrektur. Der Markt bleibt stark“, versicherte Sotheby’s-Experte David Norman. Man habe auch für den van Gogh, für dessen Verkauf Sotheby’s eine teure Garantie gegeben hatte, eine Reihe von Anfragen und werde ihn bald verkaufen.

Als schöne Alternative zu wertlosen Schuldverschreibungen der Subprime- Kreditgeber hat die Kunst diese Woche nichts von ihrem Glanz verloren. Wenn schlechte und zu teuer taxierte Bilder schlecht laufen, ist das ein Zeichen für einen gesunden und informierten, nicht einen schwachen Markt. Als gleich zu Beginn der Auktion Zeichnungen von Egon Schiele zum Aufruf kamen, direkt aus der Familie von Schieles Händler Gustav Nebehay und seit 50 Jahren nicht auf dem Markt, war die Begierde so stark wie je. Für ein „Selbstbildnis mit kariertem Hemd“ bezahlte Händler Franck Giraud 11,3 Millionen Dollar. Er bewilligte auch den schönsten Preis der Auktion: 29,1 Millionen Dollar für Picassos Bronze „Téte de Femme“, ein ungewöhnlich lebensnaher Porträtkopf Dora Maars, seiner geduldigsten Gefährtin – und ein Rekordpreis für eine der seltenen Picasso-Skulpturen.

Selten sind auch Franz Marcs Gemälde – obwohl das Großformat „Wasserfall“ erst 1999 in London unterm Hammer war. Der damalige Rekordpreis wurde mit 20,2 Millionen Dollar fast verdoppelt. Auch Renoirs „Femme dans un Jardin“ war mit 12,5 Millionen Pfund schon wieder über eine Million Dollar teurer als beim letzten Verkauf im Juni 2006.

Christie’s hatte am Vorabend bewiesen, wie verlockend das wirklich Gute bleibt. Es gab Rekordpreise für altgediente Impressionisten wie Pissarro und Paul Signac. Auch für Henri Matisses orientalistische „L’Oalisque Harmonie Bleu“ von 1937 wurde ein neue Rekord bezahlt – 33,6 Millionen Dollar – weit mehr als die Höchstschätzung von 20 Millionen Dollar. Es gab teure Modigliani-Gemälde, und auch hier waren gute Picassos begehrt. Christie’s nahm 385 Millionen Dollar ein – das zweitbeste Ergebnis seiner Geschichte. Nächste Woche kommt ein härterer Test, wenn die Contemporary Art verkauft wird. Die Schätzungen sind höher, die Kataloge dicker, und die Preisblase ist viel größer. Filmcharmeur Hugh Grant will seine Liz (Taylor) von Warhol in klingende Münze umsetzen: Vor sechs Jahren bezahlte er 3,5 Millionen Dollar. Nun soll sie 25 Millionen kosten.

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