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Katharine Mehrling

© Guldener/promo

Katharine Mehrling im Konzerthaus: Die Frau mit dem Glitzerlächeln

Nach vier Jahrzehnten verabschieden sich die Berliner Konzertveranstalter Renate und Otfried Laur von ihrem Publikum: Zum Abschied gestaltet Katharine Mehrling einen Abend im Konzerthaus am Gendarmenmarkt.

Ein waschechter Berliner: Rund 40 Jahre lang hat Otfried Laur mit dem Berliner Theaterclub Konzerte veranstaltet, im ICC, der Urania, der Philharmonie, der Kongresshalle (so hieß das Haus der Kulturen der Welt damals noch). Hat Schlager, Chanson, Kabarett angeboten, Hape Kerkeling und Max Raabe ihr Berlindebüt ermöglicht, von den Puhdys bis Pfitzmann war alles dabei. Jetzt hören er und seine Frau Renate auf – und den beiden zu Ehren singt Katharine Mehrling im letzten von ihnen veranstalteten Konzert an ungewohntem Ort: im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. „Welch wunder-, wunderschöne Halle“, ruft sie immer wieder aus, tanzt in Schlangenbewegungen und kriegt alle mit ihrem charmanten Glitzerlächeln. Dem Regierenden im Publikum ruft sie zu: „Wo sind Ihre sexy Bodyguards? Die können Sie mir nachher mal vorstellen.“ Eine Frau zum Liebhaben, changierend irgendwo zwischen Göre und Grinsebacke. Ihre Stimme allerdings spricht eine andere Sprache, die ist kernig-dunkel timbriert, so legt sie die Lieder von Cole Porter oder Charles Aznavour tiefer, dabei begleitet von einer Jazzcombo.

Als Gast hat sie sich den Jazzmusiker Rolf Kühn geholt, mit dem sie 2011 ihr erstes Album aufgenommen hat, der zartbittere Klang seiner Klarinette („Bei mir biste scheen“) schneidet markant ins Ohr. Dazu die Sänger des Lindenquintetts Berlin, die mit ihr in der Operette „Ball im Savoy“ an der Komischen Oper aufgetreten sind. Kleine Pannen gibt es immer wieder, das Quintett intoniert einen Tusch und streckt die Arme nach links, Mehrling tritt aber von rechts auf. Der Abend wirkt etwas wackelig geprobt, aber alle Beteiligten sind spontan genug, um das lässig-hüpfend zu überspielen.

Mehrlings großer Augenblick kommt mit den Piaf-Chansons am Ende, in „Non, je ne regrette rien“ gewinnt ihre Stimme an Weite und Glanz, wird auch rauer, das Leben hat plötzlich tiefe Rillen hinterlassen. Und als sie die Berliner dazu anstiftet, so ein urfranzösisches Liedgut wie „Milord“ mitzusingen, hat das schon etwas Anrührendes. Dann ein Blick zu Otfried Laur in der ersten Reihe und „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände“. Ganz weg ist er übrigens nicht: Er bleibt Geschäftsführer des Theaterclubs.

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