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Kultur: Katie Melua

Das ganze Jahr in den Charts mit: „Piece by Piece“

Sie gehört zu den erfolgreichsten Popstars des Jahres. Ein unscheinbares, 22-jähriges Mädchen, das in Georgien zur Welt kam, in Belfast und London aufwuchs und einen Plattenvertrag in der Tasche hatte, bevor sie das erste Mal auf einer Konzertbühne stand. Dabei wollte sie eigentlich Politikerin werden, um die Welt zu retten. Aber Katie Melua widerfuhr, wovon so viele Talente träumen: Sie lief als Schülerin einem versierten Produzenten über den Weg. Fortan sang sich die zierliche Person mit dem dunklen Lockenschopf und einer Vorliebe für zarte Balladen in die europäischen Charts. 1,8 Millionen Mal verkaufte sich ihr Debüt. Und seit vor 63 Wochen, im Oktober 2005, der Nachfolger „Piece by Piece“ veröffentlicht wurde, hält sich das Album ununterbrochen im oberen Hitparadendrittel.

Dass Katie Melua, Girl mit Gitarre, für eine neue Innerlichkeit im Pop steht, demonstriert das Video zu „I Cried For You“. Darin sitzt eine jesusähnliche Figur auf einem Frisierstuhl. Der wird die Haut vom Kopf gepellt, so dass darunter Meluas eigenes Elfengesicht zum Vorschein kommt. Schöner kann man die Skrupel des Gemachtwerdens nicht darstellen. Immer im Körper eines anderen Wesens zu stecken, ist auch das Thema von „It’s Only Pain“, wo Melua sich selbst im Trauergewand einer zerrupften Kinderpuppe über die Bühne wandern sieht. Ihr Motto: „Es ist nur Schmerz, es tut nur weh“ erinnert uns, die am Drahtseilakt des Erfolgs interessierten Zirkus- besucher, daran, dass es Schlimmeres gibt, als verletzt zu werden.

So ist es denn kein Zufall, dass Meluas samtene, tröstliche Erscheinung ein Jahr orchestriert, an dessen Ende man sich sagt: Es hätte auch furchtbarer kommen können. Nordkorea hat zwar eine Atombombe, kann sie aber nicht einsetzen; Russland hat zwar das Gas, kann es aber nicht abdrehen. So bleibt alles Stückwerk.

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