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Kultur: Keil des Anstoßes

Licht und Schatten: Streit um Libeskinds Entwurf für Ground Zero

Ein „Drama des Lichts“ hat Architekt Daniel Libeskind für das Gelände von Ground Zero entworfen, den Ort, an dem am 11. September 2001 zwei Flugzeuge das World Trade Center zum Einsturz brachten . Wie ein Lichtkeil soll zwischen 8.46 Uhr, dem Zeitpunkt des Aufpralls des ersten Flugzeugs, und 10.28 Uhr, dem Zeitpunkt des Zusammenbruchs des zweiten Turms, unverschattetes Sonnenlicht auf den zentralen Platz von Ground Zero fallen (vgl. Tsp vom 28.2.). Der Platz hatte bei der Entscheidung, Libeskinds Entwurf zu wählen, eine zentrale Rolle gespielt.

Nun hat ein New Yorker Architekt Libeskind Betrug vorgeworfen: Nicht Licht, sondern Schatten werde am 11. September jeweils zur Ortszeit des Attentats auf dem Gelände herrschen. Eli Attia, scharfer Kritiker des LibeskindEntwurfs und selbst Autor eines Ground-Zero-Plans, will errechnet haben, dass der Platz in der betreffenden Zeit zu 40 bis 99 Prozent überschattet sein werde. Grund dafür sei der von Attia selbst entworfene Bau des Millennium Hilton Hotels, der den vollen Einfall der Sonnenstrahlen verhindern werde. Nun, fordert Attia, müsse ein neuer Wettbewerb dafür sorgen, dass „das Beste, das Amerika zu bieten hat“, gebaut werde.

Libeskind selbst sieht in Attia „einen gekränkten Verlierer“ und verteidigt seinen Entwurf. Er habe die Reflektion des Sonnenlichts durch die umliegenden Gebäude in seine Berechnung miteinbezogen. In einer Erklärung, die dem Tagesspiegel vorliegt, erläutert er sein Modell: „Um 8.46 Uhr werden die Fassaden des Gebäudes, das den Lichtkeil bildet, Sonnenlicht auf den Platz werfen. Die Gebäude der Nordseite werden keinen Schatten werfen. Um 10.28 Uhr wird das Publikum einen dramatischen Lichtstrahl sehen, der die südliche Erhebung des Platzes beleuchtet – selbst wenn entfernte Gebäude diffuse Schatten werfen.“

Unterstützt wird Libeskind von der New Yorker Architekturszene. Alexander Garvin, ehemals Leiter der „Lower Manhattan Design Corporation“, die den Wettbewerb ausgeschrieben hat, betont, der Sonnenlicht-Effekt sei nicht das entscheidende Merkmal von Libeskinds Entwurf: „Der Platz mit dem Lichtkeil ist brilliant, nicht wegen der An- oder Abwesenheit von Schatten, sondern weil er Lower Manhattan ein neues Zentrum gibt.“ Und Ric Bell vom „American Institut of Architects“ vergleicht den Lichtkeil in seiner Eleganz und Simplizität mit einer Azteken-Pyramide. til

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