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Kultur: Kein Interesse an Depressionen

Francis Bacon war ein Flop in Paris – doch sonst verkaufte Sotheby’s gut

Ein Gemälde von Francis Bacon mit zwei verdrehten Figuren (1961) war der große Flop der Sotheby’s-Auktion von zeitgenössischer Kunst in Paris. Es war auf fünf bis sieben Millionen Euro geschätzt und schlug ein gewaltiges Loch in die Bilanz der Auktion. Statt der geschätzten zwölf bis 17 Mio. wurden nur 6,1 Mio. Euro eingenommen – von denen man rund 1 Mio. Aufgeld abziehen muss, um den Vergleich stimmig zu machen. Als Sotheby’s vor einem Jahr seine erste zeitgenössische Abendauktion in Paris veranstaltete, triumphierte das Haus mit einem 13,7 Mio. Euro teuren Bacon-Bild.

Jetzt werden kleinere Brötchen gebacken. Bacon wurde mit einer Flut von Rekorden der Inbegriff der Kunstmarkt-Euphorie 2008, aber das ist vorbei. Schon im November ging in New York ein auf 40 Mio. Dollar geschätztes Gemälde zurück. Andererseits sind Bilder keine Kartoffeln, und für jeden Erfolg oder Misserfolg gibt es einen Grund. Im Juli, als der Markt noch gesund schien, wurde in London ein Bacon der gleichen Serie mit einer verdrehten Figur auf gelbem Grund vergeblich angeboten, damals lag die Schätzung noch bei zehn bis 15 Mio. Pfund. „Es ist nicht Bacons populärste Periode“, räumte Experte Grégoire Billaut ein. Es handelt sich um eine Werkgruppe, die von Kuratoren als Beispiel für Bacons depressives Welt- und Menschenbild hoch geschätzt wird. Kunstkäufer dagegen wollen mehr Farbe und lieblichere Figuren – auch, wenn es sich um Bacon handelt.

Bacon scheiterte, aber nicht der ganze Markt. Mag der Handel auf zu teuer gefüllten Lagern sitzen und über mangelnden Absatz klagen. Sammler greifen zu, wenn Preis und Qualität stimmen. Pierre Soulages’ große „Peinture, 21 Juillet 1958“, mit typischen Balken, aber mit Blau und Gelb auch ein bisschen farbenfroher als spätere Bilder des notorischen Schwarzmalers, war auf 800 000 bis 1,2 Mio. Pfund geschätzt. Zwei Bieter steigerten den Preis auf 1,52 Mio. Euro – ein Rekord. Der betagte Maler (geb. 1919) ist nun Frankreichs teuerster lebender Künstler.

Einem zweiten, auf 500 000-800 000 geschätzten Bild von Soulages von 1965 fehlte dagegen die energische Entschlossenheit. Hans Hartung, in Leipzig geboren, von der Kunstgeschichte aber zu den Franzosen gezählt, war mit einem feinen Querformat von 1966 vertreten, das 154 350 Euro kostete, ein Feuerbild von Yves Klein erzielte 372,750 Euro – alles Preise im Schätzbereich.

„Die Marktbedingungen haben zu einer Preiskorrektur geführt“, resümierte Billaut. Aber Sotheby’s setzte 70 Prozent der Bilder ab, was beweist, das Kunst, mit etwas Preisnachlass, noch verkauft wird. Das ist mehr, als etwa amerikanische Autobauer angesichts ihrer Autohalden sagen können. Matthias Thibaut

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