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Kultur: Kein Schluss fürs Schloss

DISKUSSION

Die Berliner Kultur- und Erinnerungspolitik gebiert Themen, die sich immer wieder neu generieren. Quälend erinnerlich ist noch die Diskussion um das Holocaust-Mahnmal. Der Wiederaufbau des Schlosses brachte es 1993 durch die Fassadensimulation Wilhelm von Boddiens sogar zum talk of the town. Nachdem der Bundestag für die Rekonstruktion dreier barocken Fassaden votiert hat, dachten einige, die Debatte wäre durchstanden. Fehlanzeige. Nicht nur ist völlig unklar, wie der Bund die Bebauung seines Filetgrundstücks finanzieren will. Auch das von der Schlossplatz-Kommission präsentierte Nutzungskonzept hat sich inzwischen wegen ungenauer Flächenschätzungen relativiert. Anknüpfungspunkte genug, so wird sich die Friedrich-Naumann-Stiftung gedacht haben, als sie zur Diskussion ins ehemalige Staatsratsgebäude lud. Doch das Podium bot mehrheitlich ein Bild des Jammers. Zwar stellte Architekt Axel Schultes noch einmal sein Projekt einer Berlinischen Piazza d’Erbe vor. Doch schon der Schloss-Monograph Goerd Peschken schien eher an einer Historisierung der eigenen Rolle als an einer Modifizierung bekannter Standpunkte interessiert. Endgültig ist der Austausch von Argumenten dem öffentlichen Lecken alter Wunden gewichen. Nur so zündete der listige Hinweis Wolf Eisentrauts – Mitentwerfer des Palastes der Republik –, dass der asbestsanierte Bau nun „einem kerngesunden Gerippe“ gleiche: ideal als Museum oder Vergnügungsplatz. Ein Befund, dem der TU-Architektursoziologe Werner Sewing sekundierte. Seine Studenten hätten zwar nicht ihre Liebe zum Schloss, aber den Reiz des Schlossplatzes entdeckt.

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