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Kultur: Keine Antwort

Ganz lang oder ganz kurz scheint der mögliche Zeitrahmen, in dem Filme sich mit jüdischer Vergangenheit oder Gegenwart auseinandersetzen.Das Filmtheater Hackesche Höfe begann seine Filmreihe "Jüdisches Leben" mit zwei epischen Vergangenheitsrecherchen: Ron Havilios Sechs-Stunden-Dokumentation "Fragments Jerusalem", die persönliche Lebens- und Familiengeschichte mit der Geschichte Jerusalems verbindet, und Ulrike Ottingers fast ebenso langem "Exil Shanghai", das die Viten österreichischer und deutscher Juden im Exilort Shanghai sucht und nachzeichnet.

Ganz lang oder ganz kurz scheint der mögliche Zeitrahmen, in dem Filme sich mit jüdischer Vergangenheit oder Gegenwart auseinandersetzen.Das Filmtheater Hackesche Höfe begann seine Filmreihe "Jüdisches Leben" mit zwei epischen Vergangenheitsrecherchen: Ron Havilios Sechs-Stunden-Dokumentation "Fragments Jerusalem", die persönliche Lebens- und Familiengeschichte mit der Geschichte Jerusalems verbindet, und Ulrike Ottingers fast ebenso langem "Exil Shanghai", das die Viten österreichischer und deutscher Juden im Exilort Shanghai sucht und nachzeichnet.

Der Dokumentarfilm "Enkelkinder" von Ulrike Hemberger und Rainer Hällfritzsch ist von anderer Machart.Erstens dauert er nur 45 Minuten, und zweitens behandelt er ein ganz gegenwärtiges und doch unauflöslich mit der Vergangenheit verknüpftes Thema: Die Erfahrungen einer amerikanischen und einer deutschen Schulklasse bei ihrem ersten Auschwitz-Besuch.Was die Zehn- bis Zwölfjährigen zusammenführt, ist eine Theateraufführung von Anna Smulowitz KZ-Drama "Theresienstadt - Kinder des Holocaust" - was sie trennt, ist wesentlich mehr.

Das wird deutlich an den Theateraufführungen, deutlicher noch im Gespräch.Das Drama von sechs in Theresienstadt inhaftierten Kindern, die sich zwischen Anpassung und passivem Widerstand entscheiden müssen und am Ende doch ausnahmslos deportiert werden, wird von der amerikanischen Gruppe glatter, unbefangener, lustvoller gespielt, wichtig sind ihnen die psychologischen Konflikte innerhalb der Gruppe.Die deutsche Theater-AG aus der Odenwald-Schule in Hessen spielt rauher, härter

gebrochener, kämpft ganz offensichtlich stärker mit der Überschneidung zwischen Wirklichkeit und Kunst.

Und die Begründung liefert eine deutlich emotionalisierte Diskussion: "Lachen, das darf man doch nicht bei diesem Thema" meinen die Deutschen, die das Geschehen in Auschwitz als "Verbrechen der Vorfahren" erfahren.Die Amerikaner, obwohl zum Teil Enkel von Opfern, sehen das anders: "Auch im KZ sind Witze erzählt worden.Und außerdem: Es war schrecklich, aber wir sind jung und leben, und müssen auch lachen dürfen." 45 Minuten nur, völlig normale Kinder, und dennoch: Eine eindringliche Parabel darüber, wie unmöglich es ist, sich "richtig" zu verhalten im Umgang mit Auschwitz. til

Hackesche Höfe

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