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Kultur: Keine Gnade für Theaterverderber

Zum 70. Geburtstag des Schauspielers Eberhard Esche

Manchmal könnte man glauben, Eberhard Esche sei sich selbst genug. Denn wenn ein Schauspieler seiner Reife das Ensemble und den Regisseur nicht mehr findet, die er braucht, hat das nicht nur mit Selbstbewusstsein zu tun. Esche hält an Werten fest und lässt dabei keinen Kompromiss zu. Die klassische Dramatik gilt ihm als unverrückbar hohe Kunst. Er macht sich zum Anwalt poetischer Meisterschaft, er spottet über alle, die sich an den großen Dichtungen verheben oder sie mund- und zeitgerecht zu machen versuchen. Das führt, könnte man denken, fast zwangsläufig zu Einsamkeit. Aber es gibt keinen feinfühligeren Anwalt der Komödianten als Esche. Er ist so etwas wie der Doyen des von Wolfgang Langhoff geformten, alten Ensembles des Deutschen Theaters. Er kennt das DT und sein Umfeld wie kein anderer, er arbeitet Zerstörung und Vergessen entgegen, und auch die Bäume und Plastiken, die vor dem Theater stehen, stünden dort ohne ihn nicht. So fiel ihm immer wieder die Aufgabe zu, verstorbenen Kollegen (Dieter Franke, Rolf Ludwig, Klaus Piontek) die Gedenkrede zu halten.

Also doch ein Mann für das Ensemble? Esche hat ja lange im Deutschen Theater seine Heimat gehabt. Den Lanzelot im „Drachen“ hat er gespielt, in Berlin und auf Gastspielreisen. Er zeigte den Wallenstein als gleisnerischen Diplomaten und Menschenverführer, er gab Narren und Helden Gestalt, von Euripides über Hofmannsthal bis Peter Hacks. Besonders fruchtbar war dabei die Zusammenarbeit mit Benno Besson, der von 1962 bis 1968 dem Deutschen Theater neue Möglichkeiten erschloss. Zur Basis seiner Rollengestaltungen machte Esche gebändigte Nervosität. Seine Figuren lebten aus Spannungen heraus, sie waren bewusst gebaut, kostbar bis ins Selbstverliebte. Seine Stimme war dabei eingesetzt wie ein Instrument, reichte bis in schmetternde Höhen und konnte wieder zurückfallen in sonore Tiefe. Heute wird Esche 70 Jahre alt.

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