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Reproduktionen von Bildern aus dem Kunstfund des verstorbenen Münchner Kunstsammlers Cornelius Gurlitt.

© Britta Pedersen/dpa

Keine Raubkunst: Manet-Bild aus Gurlitt-Bestand geht nach Tokio

Für vier Millionen Dollar geht ein Gemälde von Manet aus dem "Kunstfund Gurlitt" an ein Museum in Tokio. Forschungen haben ergeben, dass es sich nicht um NS-Raubkunst handelt.

Das National Museum of Western Art in Tokio hat ein Gemälde von Edouard Manet aus dem „Kunstfund Gurlitt“ zurückerworben. Damit gelangt das Bild „Marine, Temps d'orage“ (Stürmische See) von 1873 für vier Millionen US-Dollar (3,6 Millionen Euro) wieder dauerhaft nach Tokio, wie das Kunstmuseum Bern am Freitag mitteilte: Von dort war es im Zweiten Weltkrieg verkauft worden. Provenienzforschungen hätten ergeben, dass es sich bei dem Werk eindeutig nicht um NS-Raubkunst, also durch die Nationalsozialisten unrechtmäßig entzogenes Kulturgut, handele.

Das Ölgemälde des Impressionisten Manet (1832-1883) war zuletzt als Leihgabe in einer Ausstellung zum 60-jährigen Bestehen des Tokioter Museums gezeigt worden. Das Haus geht auf die Privatsammlung des Industriellen Kojiro Matsukata (1865-1950) zurück, aus der das Manet-Gemälde zwischen 1940 und 1942 verkauft wurde und in den Besitz des deutschen Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt (1895-1956) gelangte.

Bei dessen Sohn Cornelius Gurlitt (1932-2014) waren 2012 mehr als 1.500 Werke aufgefunden worden. Der sogenannte Kunstfund Gurlitt, zu dem auch „Stürmische See“ zählt, wird vom Kunstmuseum Bern betreut.
In einer Vereinbarung von 2014 zwischen der Bundesrepublik Deutschland, dem Freistaat Bayern und der Stiftung Kunstmuseum Bern war beschlossen worden, dass die Provenienzen der Werke erforscht werden und NS-Raubkunst den Opfern oder deren Nachkommen zurückgegeben wird. Das Museum wolle von der Erbschaft Gurlitt nicht finanziell profitieren, hieß es. Doch habe sich der Stiftungsrat das Recht ausbedungen, Werke zu verkaufen, sofern durch die Abwicklung der Erbschaft eine nicht tragbare finanzielle Belastung entstünde.

"Freudiger Höhepunkt" für das japanische Museum

Mit der vereinbarten Verkaufssumme für „Stürmische See“ sollten die Defizite gedeckt werden, die durch Rechtsstreitigkeiten, Provenienzforschung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste, Restaurierungsarbeiten und zwei Ausstellungen zum Gurlitt-Erbe entstanden seien, so das Berner Museum. Derzeit gehe das Haus von einem Defizit von umgerechnet 3,6 Millionen Euro aus, was etwa dem Schätzwert des Gemäldes entspreche.

Die Direktorin des Tokioter Musems, Akiko Mabuchi, nannte den Ankauf einen „freudigen Höhepunkt“ für ihre Einrichtung und „alle japanischen Kunstfreunde“. Man werde das Werk „von nun an mit größter Sorgfalt bewahren und dauerhaft ausstellen“.

Das Vorstandsmitglied der Dachstiftung des Berner Kunstmuseums, Marcel Brülhart, sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Samstag), es gebe „immer noch einen gewisse Versuchung“, den gesamten Kunstfund unter NS-Raubkunstverdacht zu stellen. „Das halte ich nicht für vernünftig“, so der Fachmann. „Voraussichtlich werden am Ende zwischen 500 und 600 Werke übrig bleiben, die trotz intensiver Beforschung Provenienzlücken für die Zeit von 1933 bis 1945 aufweisen.“ Werke, bei denen es keine verdächtigen Begleitumstände gebe, könnten wohl in Zukunft in das Museum übernommen werden. (KNA)

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