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Kultur: Kelly Clarkson

Diese Woche auf Platz 4 mit: „Breakaway“

Fünfzig nationale Ausgaben der Fernsehshow „Pop Idols“ gibt es mittlerweile, unter anderem auch den „Superstar“, den Deutschland angeblich sucht. Aber nur eine Teilnehmerin hat bisher erreicht, worauf die anderen wohl noch lange warten werden: Kelly Clarkson. Die Texanerin, die sich zuvor mit McJobs über Wasser hielt, gewann 2002 die erste Staffel der US-Ausgabe „American Idols“. Nun ist sie tatsächlich oben angekommen. Ihr erstes Album „Thankful“ wurde 5,5 Millionen Mal verkauft, das zweite, „Breakaway“, bislang 8 Millionen Mal. Im Februar wurde sie mit zwei Grammys ausgezeichnet. Ein amerikanischer Traum.

Clarkson gilt als neues Gesicht des amerikanischen Mainstream-Pop, als „Mädchen von nebenan“. Aber herzig und unkompliziert scheint sie nur von außen zu sein. Ähnlich wie ihre Kollegin Pink arbeitet Kelly Clarkson eine schwierige Kindheit ab. Das geht so weit, dass sie im Video zu ihrer aktuellen Single vermeintliche Schlüsselszenen aus dem Scheidungsdrama ihrer Eltern nachspielt: der Vater, der die Zeichnungen seiner Tochter nicht beachtet und zum Abendessen nicht nach Hause kommt, die Zerwürfnisse der Eltern – das alles wirft noch immer Schatten auf ihre Seele.

Clarkson macht ihre Biografie zum Steinbruch für ihre Lieder. Nun versteht man wenigstens, warum sie zuvor in dem Video zu „Since U been Gone“ die Wohnung ihres Ex-Freundes verwüstet, obwohl sie vorgibt, froh über das Ende der Beziehung zu sein. Oder warum sie in „Behind These Hazel Eyes“ als düpierte Braut am Altar steht, während der Bräutigam mit einer anderen liebäugelt. Clarkson läuft Gefahr, zur Drama-Queen zu werden. Aber vielleicht ist das auch nur Übereifer. Denn Clarkson ist so ehrgeizig, dass ihre Interviews manchmal klingen wie der Homeshopping-Kanal. Da sagt sie „Jetzt bin ich klüger. Ich vertraue auf Gott.“ Dieser Sound kommt beim ländlich-konservativen US-Hörer gut an. Aber sie hat ja noch Zeit, sich zu entwickeln. Kelly Clarkson, die im April 24 Jahre alt wird und von sich sagt: „Ich bin noch ein Kind.“

Ralph Geisenhanslüke

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