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Kultur: Kick it like Lehmann

Südafrika zwischen Fußball und Aids: „Themba“

Nein, Ex-Bundestorwart Jens Lehmann spielt nicht die Hauptrolle im Drama „Themba“, auch wenn er formatfüllend vom deutschen Filmplakat schaut. Aber vielleicht verhilft seine Präsenz dem Fußball-Film zu einem größeren Publikum, denn alles andere als optimal ist der Starttermin – drei Wochen nach dem Ende der Weltmeisterschaft. Viele Zuschauer hätte der südafrikanische Film durchaus verdient: Er erzählt die Geschichte um den Aufstieg des jungen Themba (Nat Singo) vom Freizeitkicker aus ärmsten Verhältnissen zum Spieler in Südafrikas Nationalmannschaft.

Stefanie Sycholt lässt ihren Film mit ausladenden Landschaftsaufnahmen in satten Farben beginnen. Dass Themba allerdings nicht in paradiesischen Verhältnissen lebt, wird dem Zuschauer bald klar. Das Dorf, in dem er mit seiner Mutter (Simphiwe Dana) und Schwester lebt, ist von Armut und Aids gezeichnet. Thembas größter Traum ist es, für die Nationalmannschaft zu spielen. Mit einigen Freunden gründet er ein eigenes Team und kämpft sich bei Wettkämpfen nach oben.

Doch die soziale Härte seines Dorfes holt den Jungen immer wieder ein. So muss die Mutter ihre Kinder zurücklassen, als sie ihren Job verliert und ins weit entfernte Kapstadt zieht, um dort Geld zu verdienen. Sie gibt die beiden in die Obhut des angeblichen Verwandten Luthando. Wie sich bald herausstellt, ist er ein Alkoholiker und HIV-Positiver, der sowohl die Mutter als auch Themba – bei einer Vergewaltigung – mit dem Virus ansteckt. Bei alldem bleibt der Fußball für die Hauptfigur immer ein Mittel, um der unbarmherzigen Wirklichkeit zu entfliehen. Und als Trainer John Jacobs (Jens Lehmann) auf den Nachwuchsspieler aufmerksam wird, scheint auch der Aufstieg nach ganz oben möglich zu sein.

Die Regisseurin, selbst in Südafrika geboren, führt trotz der brisanten Thematik den Zuschauer unaufgeregt durch ihren Film, der vor allem aufgrund der Optik und tollen Schauspieler-Crew überzeugt. Sicherlich, die für die Geschichte äußerst wichtige Figur des Luthando wirkt konstruiert. Mit einem Arbeitslosen, Säufer, HIV-Positiven und Vergewaltiger verbinden sich zu viele Kehrseiten der südafrikanischen Gesellschaft in einer Person. Was jedoch nicht gestellt wirkt und letzten Endes der Realität entspricht, ist die Allgegenwart von Aids in diesem Land. Wie Themba und seine Mutter im Laufe des Geschehens lernen, mit der Krankheit umzugehen, beschert dem Film trotz aller Tragik ein unaufgesetzt wirkendes Happy End.

„Themba“ zeigt, dass es möglich ist, einen ordentlichen Spielfilm zu drehen, bei dem das Thema Fußball im Vordergrund steht. Schließlich brachte dieses Genre immer wieder eher Durchschnittliches wie John Hustons „Flucht oder Sieg“ (1981) oder Ken Loachs „Looking for Eric“ (2009) hervor. Andererseits kann „Themba“ durchaus als einer der wichtigsten Film-Beiträge zur Aids-Problematik seit „Philadelphia“ (1993) gelten. Und wie schlägt sich Jens Lehmann? Ja, auch er macht bei seinen (wenigen) Auftritten eine gute Figur.

Neues Kant, Colosseum

Michael Schulz

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