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Kultur: Kim Frank

Diese Woche auf Platz 28 mit: „Hellblau“

Eine richtig große Pop-Platte habe er machen wollen, sagt Kim Frank, „nicht so dörflich“, wie das deutsche Musiker sonst immer handhaben. Manche erinnern sich vielleicht an den jungen Burschen als Sänger der Teenie-Band Echt. Deren Ruhm ist etwas verblasst, seit es Tokio Hotel gibt, aber er war ohnehin nicht für die Ewigkeit gemacht. Dafür waren sich die fünf norddeutschen Jungs selbst viel zu unsicher, ob sie überhaupt Popstars werden wollten oder nicht doch lieber einen anständigen Beruf erlernen. Ende der Neunziger gab es noch keine Casting-Show, bei der so eine Haltung sofort aufgeflogen wäre. Nur einer drang damals auf mehr: Kim Frank. Und zwar so sehr, dass ihm die ganze Sache über den Kopf wuchs. Erst wollte er sich aus der Vormundschaft seiner Plattenfirma befreien und alle Songs selbst schreiben, aber als die niemand hören wollte, waren ihm seine Magenschmerzen näher als das Mikrophon.

Fortan hat er „luxuriös gelitten“, wie er dem SZ-Magazin gestand. Berühmte Freundin, abgelegenes Anwesen und den Nachklang kreischender Mädchenmassen im Ohr. Mit 24 ist er pleite und erlebt nun sein erstes Comeback. Wie gnädig die Popkultur doch ist. Auf jeden Debütanten kommt einer, der scheitert, und einer, der es noch mal versuchen darf. Das ist die Ethik des Broadway-Kapitalismus. Popstars werden nicht einfach wegrationalisiert und durch Maschinen ersetzt. Man schiebt sie auch nicht in den Vorruhestand ab, wo Zivildienstleistende hinter ihrem Rücken gehässige Witze machen. Gefallene Popstars dürfen sich immer wieder auf ihr Comeback vorbereiten, neue Pläne schmieden, Hoffnungen wecken. Statt Pflegepersonal scheuchen sie dann Studioassistenten herum.

Kim Frank hat „Hellblau“ in demselben Studio aufgenommen, in dem Echt früher waren. Diesmal sind dabei wollige Schmerz-Balladen entstanden – „für schlechte Zeiten“, singt er.

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