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Kultur: Kinder, wie der Streit vergeht

Ist also doch noch nicht gut. Kann nicht gut sein.

Ist also doch noch nicht gut. Kann nicht gut sein. Muss immer weitergehen. Helene Hegemann wollte ihren Kritikern nach dem heftigen Streit um „Axolotl Roadkill“ doch noch einmal was ins Stammbuch schreiben, in der aktuellen Ausgabe der „Zeit“, auf der gesamten Aufschlagseite des Feuilletons, schlicht überschrieben mit: „An meine Kritiker“.

Gleich zu Beginn erkennt sie das Überflüssige ihres Unterfangens, ohne sich an diese Erkenntnis zu halten: „Wenn mir zwei Dinge bewusst geworden sind, (...), dann sind das die Bedeutungslosigkeit des eigenen Images und die damit Hand in Hand gehende Bedeutungslosigkeit von gutem Styling, aber dazu dann eventuell später mehr“.

Image bedeutet Hegemann aber doch einiges, etwa das der jungen Künstlerin, die etwas produziert, „was komischerweise Gebrauchswert hat“. Und an diesem Image haben dann einige gekratzt, als herauskam, dass Hegemann sich hie und da etwas zu offenherzig bei anderen Künstlern bedient hat und das lieber für sich behielt, als gleich in der Erstauflage ihres Buches Quellenangaben zu machen. Ein Negativimage ist noch schlimmer und bedeutsamer (allerdings musste Hegemann wirklich Übles einstecken).

Also fährt sie einen Konter, weist sie Zuschreibungen wie „authentische Jugendliche“ zurück, unternimmt sie Imagekorrekturen. Und analysiert: „Es geht darum, dass ich in einem Bereich arbeite, in dem andere Leute auch arbeiten, und einige Leute haben ein Problem mit mir.“ So ist das nun mal überall in der Arbeitswelt, aber was soll’s. Hegemann wehrt sich im folgenden dagegen, als 18-Jährige automatisch rebellieren zu müssen. Sie weiß, dass das bei den vielen 50, 60 oder 70 Jahre alten Berufsjugendlichen auch keinen Sinn macht. Und sie weiß dann noch, dass Generationskonstrukte Unsinn sind. All das ist nicht so neu und bahnbrechend. Höchstens etwas für ein paar melancholische Papis, die ausrufen: „Ach, Kindchen!“.

Es stellt sich nur die Frage: Wem erzählt sie das und warum? Ihren Kritikern? Die mit Dartspfeilen auf Fotos von ihr werfen? Ihren Freunden und Altersgenossen? Man weiß das nicht. Man ahnt nur, dass die Verletzungen tief gegangen sind. Immerhin gibt sie zu, dass sie ein „Stück Unbefangenheit“ zurückbekommen, die „unerträgliche Bewusstlosigkeit, die einem aufgedrückt wird“ (hmm, wie das wohl geht?), loswerden will. Nun denn. Der Witz mit „meiner zukünftigen Ehefrau Nicolette Krebitz“ aber ist gut, und auch der mit ihrem Vater, der natürlich auch diesen Text geschrieben habe. „Bis später. H.“ schließt Helene Hegemann. Es soll wie eine Drohung klingen. Ist aber gar keine.

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