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Simone Buchholz: Johnny und die Pommesbande.

© promo

Kinderbuch: Touristen foppen

Mit Tempo und Witz: „Johnny und die Pommesbande“ von Simone Buchholz ist ein herrliches Lesevergnügen.

Vier Jungs und zwei Mädchen bilden eine Bande. Und was für eine! Eine „Maritim Card“ haben die Kinder gedruckt und gestempelt, um arglose Touristen damit abzuziehen. Die naiven Besucher sind sogar dankbar für den freundlichen Hinweis, dass im Hafengebiet Kurtaxe fällig wird und zahlen in dem Glauben, dass die Kinder die Euros schon an der richtigen Stelle abgeben werden. Darf man so etwas tun? Ist das nicht kriminell?

Kleine Leser sind nicht dumm und können das selbst einordnen. Wir finden den Einfall der Autorin Simone Buchholz originell und witzig. Humor beweist sie auch sonst – in stimmigen Dialogen und spritziger Wortwahl. Ich-Erzähler Johnny spricht jedenfalls so, wie sich Zwölfjährige heute eben ausdrücken. Der Junge, dessen Eltern seit Langem verschwunden sind, wohnt mit seinem Opa zusammen. 70 Jahre Altersunterschied, doch die beiden verstehen sich prächtig. Wohl auch, weil der alte Herr der Meinung ist: „Jungs sollen rausgehen und den Wind jagen.“

Allerdings hocken auch die Mädchen nicht zu Hause, sondern sind auf der Straße so mutig und frech wie die Jungs. Ella zum Beispiel. „Sieht aus wie eine Zauberelfe, fängt auch schnell mal an zu heulen, aber wenn es ernst wird, ist sie stabil wie ein Stein“, findet Johnny.

Die Pommesbande bekommt eine Abreibung

In der Pommesbude von Kirsche, einer Frau mit hellroten Haaren und täglich einem anderen Kleid, bekommen die Kinder Kartoffelstreifen und Limo satt. Warum sie nichts bezahlen müssen? Erklärt wird das nicht. Und das gute Verhältnis zu Pastor Löwenbein, ein überaus sympathischer Kirchenmann, ist auch ein bisschen rätselhaft.

Macht nichts. Einfach weiterlesen. Die Geschichte hat viel Tempo, auch, weil die Autorin knappe, kurze Sätze schreibt. Jeder Absatz sitzt, nichts ist verschwurbelt. Die Kinder allerdings steuern geradewegs in ihr Verderben. Denn bald wollen sie nicht nur am Hafen Touristen foppen, sondern auch „auf der Meile“. Das könnte die Reeperbahn sein – und dort haben Kinder natürlich nichts verloren. Das finden auch diese pickligen, aggressiven Typen, denen die Kinder mit ihrer Touristen-Abzock-Masche ein Dorn im Auge sind. Die Pommesbande bekommt eine gehörige Abreibung. Nachdem Johnny von Pastor Löwenbein verarztet worden ist, hat er „überall Kühlkissen im Gesicht“.

Die fiesen Typen haben keine Chance

Bei einer weiteren Begegnung zwischen den Kontrahenten geschieht ein kleines Wunder. Der wunderliche Tomek von der Kinderbande beginnt zu zaubern, die fiesen Typen haben keine Chance.

Sicher hat dieses Buch ein Happy End verdient, aber realistischer erdacht hätte es uns mehr gefallen. Bitte beim nächsten Mal. Denn zweifellos wird es mehr Abenteuer um die Pommesgang geben, so spitzbübisch und schräg, wie sie drauf sind. Wie sie aussehen, zeigen die Illustrationen von Horst Klein. Da hat man sie ratzfatz ins Herz geschlossen.

Simone Buchholz: Johnny und die Pommesbande: Wir sind die Schnellsten, mit Illustrationen von Horst Klein, Dressler Verlag, Hamburg 2018, 153 Seiten, 12 €, für Kinder ab zehn Jahren.

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