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Kinderfernsehen: Al Dschasira lässt die Puppen tanzen

Dank deutscher Hilfe treten die Puppen "Marmar" und "Lulu" beim arabischen Fernsehsender Al Dschasira im Kinderprogramm auf.

Menden/Kairo -­ Bodo Schulte gehört zu den besten Puppenspielern Deutschlands und war recht überrascht, als ihn im letzten Jahr ein Auftrag von Al Dschasira ereilte. Der Sauerländer zögerte nicht: Vor einigen Monaten führte er vier Ägypter in die Kunst des Hand- Puppenspiels ein, damit "Marmar" und "Lulu" auf die Mattscheibe gebracht werden konnten. Mit Hitze und Termindruck hatte Schulte dabei genauso zu kämpfen wie mit kulturellen Differenzen zwischen seinen Schützlingen. Nach dem erfolgreichen Crashkurs in Kairo soll der Lehrmeister nun das Puppenspiel der Ägypter perfektionieren.

Im Internet waren die arabischen Produzenten auf Puppenbauer Peter Röders gestoßen, der für sie "Marmar" und "Lulu" schuf, die wie zwei vom Himmel gefallene Strichmännchen aussehen. Um die gelbe und die lilafarbene Puppe ins TV-Programm aufnehmen zu können, brauchten die Ägypter aber noch einen professionellen Puppenspiel-Lehrer.

Röders empfahl seinen Freund Bodo Schulte, weil dessen "Puppen-Vita" beachtlich ist: Seit zehn Jahren lässt er "Käpt'n Blaubär" in der "Sendung mit der Maus" Seemannsgarn spinnen, und als erster Deutscher durfte er 2004 den tollpatschigen Bert durch die Sesamstraße führen.

Nur sieben Tage Training

In Kairo musste Schulte aus sieben Männern und Frauen vier Puppenspieler für die Kinderserie von Al Dschasira wählen. Einige hatten schon in der ägyptischen Version der Sesamstraße "Alam Sim Sim" mitgespielt, andere hatten "noch nie eine Puppe in der Hand gehabt", sagt der 43-Jährige. Das größte Problem sei die Zeithetze gewesen: "Normalerweise braucht man ein, zwei Jahre, um das Puppenspiel zu erlernen, wir hatten sieben Tage."

Für Schulte ging es in Kairo darum, dass seine Schützlinge nicht nur die Kunst des Puppenspiels erlernten, sondern dass sie "Marmar" und "Lulu" mit Leben füllten. "Die Kinder müssen spüren, dass die Puppen Herz haben, deswegen ist Freude am Spiel wichtiger, als eine perfekte Koordination der Bewegungsabläufe", meint Schulte.

Probleme beim Teamwork

Mitunter gab es aber auch Schwierigkeiten im Team, wie der Sauerländer schmunzelnd erzählt: "Bei "Marmar" und "Lulu" spielt einer den Kopf, eine andere Person die Hände. Ein Mann versuchte ständig, seine Partnerin in die Position zu bringen, in der er die Puppe haben wollte." Als Schulte darauf hinwies, dass Puppenspiel Teamwork sei, sagte dieser, er sei aber der Mann, also der Chef. "Daraufhin sagte ich zu ihm, geh nach Hause."

Die Macher von Al Dschasira waren so zufrieden mit dem Lehrmeister, dass er die Puppenspieler für neue Folgen weiter fortbilden wird. Schulte freut sich auf das Wiedersehen: "Es war unglaublich positiv, dieses Engagement zu sehen, aus Kollegen wurden schnell Freunde." Puppenspiel ist für ihn Berufung, weniger Beruf. Da es in Deutschland nur noch wenige Puppensendungen gibt, ist der Konkurrenzdruck aber hoch, sagt Schulte: "Fast jeder Puppenspieler braucht weitere Standbeine, davon allein kann man nicht leben."

Internet: www.puppen-schulte.de (Von Georg Ismar, dpa)

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