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Geschreddert. Costantino Ciervos Installation „Readywaste“ an der Volksbühne, eine Skulptur aus zerstörten CDs, will auf die Verbreitung von Kinderpornografie aufmerksam machen.

© dpa/Sophia Kembowski

Kinderpornografie: Der Müll und die Therapie

Eine Installation gegen Kinderpornografie: Die Berliner Volksbühne zeigt "Readywaste", eine Arbeit des Künstlers Constantino Ciero aus geschredderten CDs mit kinderpornografischem Material.

Im Pavillon neben der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz liegt Müll. Das ist nicht weiter schlimm, aber auch nicht sehr hilfreich. Auch auf den zweiten Blick nicht. Erst die Informationsbroschüren am Eingang machen erst stutzig und dann betroffen.

Genauso muss es sein, sagt der Müllberg-Verursacher, der in Deutschland lebende italienische Künstler Constantino Ciero. Schließlich geht es um das „absolut Böse“, genauer: Kinderpornografie. Sein Müllberg trägt als Installation den Titel „Readywaste“ und besteht aus 800 Kilogramm geschredderter CDs, etliche davon enthielten kinderpornografisches Material. Sie stammen aus Therapien des von der Charité initiierten Präventionsnetzwerks „Kein Täter werden“, das Pädophilen seit 2005 Behandlungsangebote macht. 550 Männer haben hier bisher eine Therapie begonnen. Sie überließen das pornografische Material dem Schredder, als Zeichen eines Neuanfangs.

Aus dem Müll hat Constantino Ciero eine Installation geschaffen. Um an Verbrechen zu erinnern, die immerzu begangen, aber nur in prominenten Fällen öffentlich debattiert werden. Ciero häufte den kriminellen Datenmüll auf, beleuchtet ihn mit Scheinwerfern. Durch die reflektierende Oberfläche glänzen die Schnipsel nun. Vielleicht als Sinnbild für das kaum zu fassende Dunkelfeld der Kinderpornografie, vielleicht, um die Reichweite nur eines einzigen Videos durch das Internet aufzuzeigen. Den massiven Anstieg der Nutzung von Kinderpornografie verdeutlicht das Anwachsen der Installation: Jede Woche kommen 50 weitere Kilo geschredderte CDs hinzu.

Seit 2010 hat sich die Zahl der Kinderpornoseiten verzehnfacht, in nur drei Jahren

Ein Metermaß verweist auf den Anstieg des kursierenden Film-Materials: 2010 fanden sich 1351 Internetseiten, von denen aus auf kinderpornografisches Material zugegriffen werden konnte, 2013 waren es 13182, zehn Mal so viele. Internet, Smartphones, Handkameras, sie alle vereinfachen das Erstellen, Teilen und Herunterladen besagter Dateien.

Deshalb sagt Ciero: Natürlich gilt es, nach der Krankheit Pädophilie zu fragen, sie zu bekämpfen. Gleichzeitig muss man auf eine Gesellschaft schauen, in der Pädophilie in solchen Ausmaßen entstehen kann.

Installation „Readywaste“, bis 25. August, im Pavillon der Volksbühne

Julius Heinrichs

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