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Kultur: Kings Of Convenience

Diese Woche auf Platz 130 mit: „Riot On An Empty Street“

Ein Kaninchen und eine Grinsekatze – in diesen Schultheater-Rollen lernte sich einst ein bekanntes Singer-Songwriter-Duo kennen. Ihre ersten musikalischen Schritte unternahmen sie unter dem Namen „Tom & Jerry“. Heute ist die Welt ihnen dankbar, dass sie es sich anders überlegten: Simon & Garfunkel klingt irgendwie besser.

Bandnamen sind ein kitzliges Thema für Musiker. Im Namen müssen die gesamte Coolness und Andersartigkeit schillern. Das begriffen auch die beiden Norweger Eirik Glambek Bøe und Erlend Øye. Hätten sie sich schlicht „Bøe & Øye“ genannt, wären sie kaum über lokale Folk-Festivals hinaus gekommen. Als „Kings Of Convenience“ hingegen setzten sie vor drei Jahren eine nachhaltige musikalische Duftmarke. „Quiet Is The New Loud“ hieß ihr Debüt-Album. Zu Deutsch: „Stille ist die neue Lautstärke“. Das bedeutete: filigrane Akustikgitarren, zarter Satzgesang. Akustische Entschleunigung. Ein erfolgreicher Ansatz: Den beiden Leisetönern wurde zugehört. Kritiker handelten sie wegen ihrer Vokal-Arrangements als Erben des erwähnten Katz-und-Maus-Duos.

„Convenience“ bedeutet Bequemlichkeit. Unter Convenience-Produkten versteht man Fertiggerichte, Tütensuppen oder Konserven. „Könige des Vorgekochten“ sind Bøe & Øye allerdings nicht. Vielmehr haben sie in der Abgeschiedenheit ihrer Heimatstadt Bergen ihren eigenen, unaufgeregten Sound ausgebrütet. Mit Bequemlichkeit meinen sie: Musik zum auf dem Flokati sitzen. Diese Musik sagt der gestressten Seele: Alles wird gut. Du musst dich nicht um den „Aufruhr auf einer leeren Straße“ kümmern.

Aber die Kings können nicht nur leise. Das zeigen verschiedene Remixe, besonders der von Röyksopp. Röyksopp, ebenfalls aus Bergen stammend, haben eines der schönsten Elektro-Pop-Alben der jüngeren norwegischen Musikgeschichte gemacht. Auf ihrem auch in Deutschland häufig im Radio gespielten Hit „Poor Leno“ singt niemand anderes als Erlend Øye. Zugegeben: Man muss beinahe Skandinavistik studieren, um diese Namen auseinander zu halten.

Der Vergleich mit Simon & Garfunkel ist allerdings in einer Hinsicht gerechtfertigt. Die Unterschiede zwischen Bøe & Øye sind unübersehbar. Bøe betrachtet Musik eher als Hobby. Er studiert Psychologie und lebt auf dem Land. Øye zieht als DJ durch die Welt, hat ein Solo-Album und eine brillante „DJ-Kicks“-CD veröffentlicht. Wie die Zukunft der beiden aussieht? Das wird eine weitere Reifeprüfung.

Ralph Geisenhanslüke

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