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Kino: "Lachen ist immer gut"

Komiker Helge Schneider, bekannt für Hits wie "Käsebrot" oder "Katzeklo", spielt in der Komödie "Mein Führer" die Hauptrolle. Ein Interview

Kann man Hitler eigentlich ernst spielen?

Auch wenn man noch so ernst spielt, das geht einfach nicht. Das liegt nicht daran, dass er einfach nur eine Witzfigur ist. Das liegt an der Ernsthaftigkeit, mit der man das macht. Das Kribbeln des Gleich-Lachens ist da. Vielleicht hat das was mit peinlichen Situationen zu tun. Vielleicht erinnert sich jemand: Auf der Beerdigung der Oma, als Kind zum Beispiel, da muss man lachen, weil alle so komisch aussehen. Das ist auch so eine Situation.

Was hätte der Regisseur Schneider anders gemacht als der Regisseur Levy?

Ich glaube, dieser Film gehört mit zu so einem Spiel, dass man etwas macht, in das Spiel reinwirft und Leute zum Nachdenken bringt. Das ist ja eigentlich ganz löblich, ganz abgesehen davon, wie man den Film findet. Wenn ich den Menschen Hitler spiele, dann habe ich den so dargestellt, wie ich das in dem Moment will. Auch wenn ich einen anderen Text vorgeschrieben bekomme und wenn der Film ganz anders geschnitten ist, als ich das gemacht hätte.

Wie fügt sich diese Rolle in das Gesamtwerk des Helge Schneider ein?

Es ist ein Hobby, eine Figur zu spielen. Ich habe das ja auch gut gemacht. Was die jetzt daraus gemacht haben, kann ich letztendlich nicht beeinflussen, weder mit Musik, die auch jemand anderes gemacht hat, noch mit Schnitt oder in der Auswahl der Schauspieler. Ich habe einfach nur diese Rolle gegeben. Ich glaube, das ist auch ein Ausdruck von Protest. Ich bin immer schon Protestsänger gewesen.

Hat Deutschland noch ein Problem damit, über Hitler zu lachen?

Wir Deutschen oder diejenigen, die einen deutschen Ausweis haben, in Deutschland geboren wurden und deutsche Eltern haben, sind aufgewachsen mit der einen Hand in der Tasche, und in der Hand ist diese Schuld. In anderen Ländern ist das nicht so. Deshalb können die von vornherein über so einen Film ganz anders sprechen. Natürlich darf man darüber lachen. Ich als Kosmopolit lache auch darüber. Auch die Deutschen dürfen darüber lachen.

Was ist das für ein Gefühl, wenn Tausende Menschen vor einem stehen und "Heil Hitler" brüllen? Bekommt man da Angst?

Man denkt sofort: Oh, oh, da müsst ihr aber aufpassen. Aber auch bei Neonazis muss man keine Angst haben, dass die in den Film gehen und denken: Oh toll, fragen wir mal den Helge Schneider, ob der mal bei uns reden kann, der kann den Hitler so gut nachmachen. Man muss sich einfach damit auseinandersetzen. Es gibt nicht nur Neonazis, sondern auch Neoneonazis und Neoneoneonazis. Das sind alles andere Wurzeln und immer wieder gibt es andere Gründe, warum Leute solche Sachen mitmachen. Und nachher ist es auf einmal nur noch Mode. Wenn man da nicht eingreift und konstruktiv darüber redet, dann rutscht einem das aus der Hand.

In einer Szene wird Hitler als Bettnässer dargestellt. Macht sich der Film über seine vermeintlichen Schwächen lustig?

Kann das sein, dass man mit einer Figur wie Hitler so sensibel umgehen muss, dass man ihn weder böse noch gut zeigen darf, weder schwach noch stark, dass man den eigentlich gar nicht zeigen darf. Wo kommen wir hin, wenn wir immer Angst haben und denken, da darf man nicht drüber lachen? Das ist Quatsch. Gerade Lachen ist wirklich eine gute Sache. Lachen ist immer gut. Ich habe mich so reinversetzt in die Rolle, dass ich trotzdem noch das bewahrt habe, was ich rüberbringen wollte: Nämlich dieses Mosaik von Gefühlen und von dem, woraus ein Mensch zusammengesetzt ist, eben nicht Karikatur, sondern ambivalent: böse, gut, links, rechts, oben, unten, schwarz, weiß, rot, blau, grün, gelb, braun, lila, ocker, all das, all diese ganzen Fragmente. (Von Romy Richter, ddp)

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