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Akte X

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''Akte X'': Comeback in Eis und Schnee

Sie waren das Grauen aller Aliens: Ab 1993 erforschten die FBI-Agenten Fox Mulder und Dana Scully in der TV-Serie "Akte X" übernatürliche Phänomene. 2002 war dann Schluss, die Serie wurde eingestellt. Doch jetzt, im Juli 2008, machen sich in den Kinos Anzeichen paranormaler Aktivität bemerkbar: Das Sequel "Akte X - Jenseits der Wahrheit" startet.

Einer der größten Schock-Effekte kommt gleich am Anfang: Fox Mulder mit Vollbart. Ein Anblick, der selbst das scheußlichste Alien in die Flucht schlägt. Würdelos vegetiert der Ex-Agent in den heimischen vier Wänden vor sich hin, knabbert Nüsschen und schneidet Zeitungsartikel über unerklärliche Phänomene aus. Seit das FBI ihn vor Jahren unehrenhaft entlassen hat, ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. Doch Veränderung naht: Im US-Bundesstaat Virginia ist eine FBI-Agentin spurlos verschwunden. Einziger Anhaltspunkt über ihren Verbleib sind die Visionen von Pater Joe (Billy Connolly), einem wegen Pädophilie verurteilten Priester. Des Paters Aussagen sind rätselhaft, und das FBI braucht Mulder, um die Hinweise zu entwirren. Der gute Fox lässt sich von Scully zur Mitarbeit überreden. Allemal besser als Nüsschenknabbern, denkt er sich wohl.

"Akte X - Jenseits der Wahrheit" ist ein Wiedersehen mit zwei guten alten Bekannten. Sechs Jahre sind seit dem Ende der Kult-Serie vergangen, zehn Jahre seit dem ersten Kinofilm. Trotzdem musste Regisseur Chris Carter nicht lange bitten und betteln, um David Duchovny (Mulder) und Gillian Anderson (Scully) noch einmal vor die Kamera zu locken. Die X-Files-Fangemeinde nahm die Nachricht begeistert auf, schließlich gab es da noch einige offene Fragen zu klären - beispielsweise, wie es mit Mulder und Scully gefühlstechnisch weitergeht. Und siehe da, sie führen eine nicht besonders paranormale Beziehung in der Vorstadt. Scully arbeitet als Ärztin in einem katholischen Krankenhaus und kämpft einen täglichen Kleinkrieg mit den dortigen Autoritäten: Frust, wohin man schaut. Höchste Zeit also für Chris Carter, die Aliens wieder aus dem Schrank zu holen.

Aliens? Zunächst einmal bekommen die Zuschauer einen wenig appetitlichen menschlichen Arm vorgesetzt, den der kauzige Pater Joe dank übernatürlicher Begabung im Eis eines zugefrorenen Sees gefunden hat. Die verantwortlichen Fahnder Whitney (Amanda Peet) und Drummy (Alvin "Xzibit" Joiner) sind trotz dieses Anfangserfolges wenig begeistert vom Gestammel des pädophilen Priesters, auch seine blutigen (!) Tränen steigern die Glaubwürdigkeit des Ex-Geistlichen nicht gerade - im Gegenteil: Man sieht in ihm einen Aufschneider.

Der Bart ist ab bei Agent Mulder

Nur Mulder, aus der Lethargie erwacht, frönt wieder seinem Motto "I want to believe". Als Zeichen neuer Entschlossenheit rasiert er sich den Rauschebart ab und schickt den findigen Ex-Theologen auf neue Stöber-Touren in der verschneiten Wildnis. Mit Erfolg: Tele-Pater Joe findet die Leiche der FBI-Agentin. Dumm nur, dass in der Zwischenzeit eine weitere Frau spurlos verschwunden ist. Mulder verbeißt sich immer mehr in den Fall, während Scully vergeblich versucht, ihn aus den Ermittlungen loszueisen. Dumm auch, dass Pater Joe weiter nur bruchstückhafte Visionen absondert.

Das Ganze klingt nach einem spannenden Puzzle-Spiel - ist es aber nicht wirklich. Denn Regisseur Chris Carter liefert dem Zuschauer weitaus mehr Anhaltspunkte als seinen bemitleidenswerten Hauptdarstellern. In Zwischensequenzen sehen wir einen grimmigen Unbekannten, der seinem Opfer in der eisigen Einöde mit einem Schneepflug auflauert, es betäubt und in ein geheimes Labor verschleppt, wo unschöne Dinge geschehen. Den Rest kann man sich schnell zusammenreimen. Und damit ist die Spannung auch schon weitgehend raus aus diesem Film, der so viel versprechend begann. Zumal es an Verschwörungstheorien aus Serien-Zeiten gänzlich hapert. Da helfen auch die deftigen Ekel- und Action-Szenen nicht weiter, die Carter in die winterkalte Atmosphäre streut.

War dieses "Akte X"-Sequel nötig? Diese Frage wird sich so mancher Fan nach dem Kino-Besuch stellen. Anderson und Duchovny machen ihre Sache großartig, gewiss. Ihr Zusammenspiel, die gegensätzlichen Persönlichkeiten - darin steckt noch viel von dem, was "Akte X" einmal ausmachte. Aber für einen würdigen Folgefilm ist es definitiv zu wenig.

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