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CITY Lights: Autos, Öl und heiße Reifen

Silvia Hallensleben dreht am Rad

Hollywood und Eichinger auf der einen Seite, Autorenkino und Experimentalfilm auf der anderen. Auf den ersten Blick scheinen die Territorien des Kinos zwischen Kunst und Kommerz sauber aufgeteilt. Doch auch die Filmgeschichte bewegt sich und schiebt die Genres wie wandernde Kontinentalplatten von den Rändern ins Zentrum und umgekehrt. Außerdem wuselt munteres Leben in den Korallenriffen drumherum. Werbefilme zum Beispiel, früher im kommerziellen Mainstream verortet, sind zu faszinierend bizarren Vignetten eines fernen Zeitgeistes mutiert. Das demonstriert ein Programm mit Reklamefilmen ab morgen in der Urania: „Zwei Räder, vier Räder – und alles, was dazugehört“ führt durch die PR-Geschichte der motorisierten Fortbewegung. Autos also, Öl und heiße Reifen – und Motorräder, von der guten alten NSU (1929) bis zum legendären Honda-Mokick (1964). Vorgestellt werden die Filme von dem Sammlerehepaar Heinz und Inge Buschko aus dem schwäbischen Filderstadt, die mit fast 11 000 Filmen das größte private Werbefilmarchiv Europas zusammengetragen haben.

Erwin C. Dietrich heißt ein anderer Besessener. Der 1930 in St. Gallen geborene Tausendsassa belieferte von den fünfziger Jahren an die deutschsprachige Filmlandschaft mit kommerziellen Billigproduktionen, die den amerikanischen B- Pictures entsprachen. Er war vor allem Produzent, aber oft auch Autor, Regisseur und Verleiher in einer Person und verstand sich darauf, aktuelle Trends aufzuspüren und abzumelken. So realisierte er Heimatfilme und Krimis, bevor er zum König des deutschen Softpornos wurde. 1966 entstand mit „Der Würger vom Tower“ einer von mehreren Filmen, mit denen Dietrich versuchte, sich an das Erfolgsrezept der Edgar-Wallace-Thriller anzuhängen. Aufhänger des von ihm verfassten Buches ist die Jagd nach einem verschollenen Smaragd. Mittwoch läuft das Machwerk in einer Dietrich-Reihe im Babylon-Mitte. Nebel und frostige Britishness sind garantiert.

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