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CITY Lights: Durch die Blume

Nur einen Tag nach der Frankfurter Buchmesse mit China-Schwerpunkt geht in Berlin das Asian Women’s Film Festival Berlin in seine zweite Runde. Heute Abend eröffnet die Filmschau im Arsenal mit dem Film Talentime als Hommage an die unlängst verstorbene malaysische Regisseurin Yasmin Ahmad.

Nur einen Tag nach der Frankfurter Buchmesse mit China-Schwerpunkt geht in Berlin das Asian Women’s Film Festival Berlin in seine zweite Runde. Heute Abend eröffnet die Filmschau im Arsenal mit dem Film Talentime als Hommage an die unlängst verstorbene malaysische Regisseurin Yasmin Ahmad. In ihrer zunehmend von muslimischen Fundamentalismen heimgesuchten Heimat wurde Ahmad von vielen offenen Geistern für ihre kämpferische Haltung verehrt. „Talentime“ sollte ihr letzter Film bleiben. Die munter zwischen TV-Soapismen, Groteske und fastdokumentarischen Momenten changierende Tragikomödie widmet sich jungen Menschen, die in der Enge religiöser und sozialer Zwänge und ethnischer Abgrenzungen zu zerbrechen drohen. Den bunten Rahmen gibt eine schulische Talentshow. In einem Festivalschwerpunkt richten Kuratorin Sun-ju Choi und ihre Mitstreiterinnen mit fünf (von der Kuratorin eingeführten) Filmen von 1972 bis 2006 den genderspezifisch unterfütterten Blick auf die hierzulande kaum bekannte Kinematografie Nordkoreas; darunter morgen Abend das Melodram A School Girl’s Diary (2006) von In-Hak Jang. Der Regisseur – Regisseurinnen gibt es nicht im nordkoreanischen Studiosystem – inszeniert die Chuch’eIdeologie als Rührstück um ein aufmüpfiges Schulmädchen und ihren sich für die Nation aufopfernden Vater, wobei der Familienvater die Rolle des gütigen Großen Führers vertritt. Der Film ist samt Dialogen, patriotischen Liedern und künstlichem Verkehrslärm vollkommen im Studio nachsynchronisiert. Und nachdem Su Ryon sich endlich brav in die staatsbürgerlichen Pflichten fügt, winkt das Glück hinter den Balkongeranien im Plattenbau. Die filmischen Mittel des mit „verdienten Schauspielern“ besetzten Films erinnern durchaus an traditionelle Hollywood-Ästhetik, sind allerdings deutlich grobschlächtiger eingesetzt. Am Montag gibt es mit „The Flower Girl“ (1972) noch die Adaption einer von Kim Il Sung selbst verfassten Oper.

Zur Gegengiftgabe fliehen wir zu einem anderen Blumenmädchen, dem Grand Girl der Berliner Super-8-Szene, das etwa in den zauberhaften „Schmetterlingsküssen“ lustvoll Nektar aus Blütenkelchen saugt. Und gesungen wird in den meisten Dagie-Brundert-Filmen auch, manchmal eher schlecht, aber trotzdem schön. Nachdem am Freitag schon Brunderts erster Langfilm „Next Exit“ im Regenbogenkino gezeigt wird, gibt es tags drauf einen Dagie-Brundert-Spezial-Abend mit dem Titel „Reisen ist verdammt notwendig, sagt die alte Seemöwe (Super-8-Filme für unterwegs und hin und weg)“, selbstverständlich unter Oberaufsicht der Künstlerin selbst. Und weil die Filme so schön kurz sind, kann man gleich zwei Dutzend davon durch Projektor und Beamer laufen lassen: Ein verspieltes, tiefsinniges und im ersten Teil (ohne Beamer) auch hundertprozentig analoges Filmvergnügen.

Übrigens: Komödienklassiker sollte man sich erst recht nicht allein auf der Couch ansehen. Im Lichtblick ist wieder Billy-Wilder-Zeit, eröffnet wird sie (Donnerstag, Sonnabend, Montag bis Mittwoch) mit Manche mögen’s heiß: Mit überschäumender Lust werden darin garstige Wahrheiten über Männer gesagt („diese schrecklichen haarigen Biester, die alles antatschen müssen“), die nicht mal eine sarrazinistische Hardcore-Feministin in den Mund nehmen würde. Und das macht selbst in der deutschen Synchronfassung Spaß.

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