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CITY Lights: Es war einmal im Westen

Frank Noack rätselt über Bildarrangements und Bilderverbote

Kein Thema löst, je nach Behandlung, so unterschiedliche Gefühle aus wie der Tod. Einen Film über das Sterben, mit allen klinischen Details, möchte niemand sehen; auch Trauerarbeit ist kein beliebtes Thema. Andererseits kann es im Action- und Horrorfilm nicht genügend Tote geben. Zu Ennio Morricones „Lied vom Tod“ haben Jugendliche in den siebziger Jahren eng umschlungen Blues getanzt. Dieses Mundharmonikastück ist in Kombination mit den Bildern mehr Über- als Untermalung. Der Film zur Musik kann sich so etwas leisten. Denn Sergio Leones Spiel mir das Lied vom Tod ist ein extrem stilisierter Western: ein Klassiker, der es darauf angelegt hat, ein Klassiker zu sein. Die Bildkompositionen sind mehr als nur sorgfältig. Wenn die Kamera vor einem Hügel ansteigt und den Blick auf einen Zug freigibt, der durch die Wüste fährt, dann spürt der Zuschauer das Arrangement. Nichts wirkt hier spontan oder zufällig. Es versteht sich von selbst, dass in solch einem Film kein Mensch beiläufig stirbt (Freitag 14.8. Kulturforum Potsdamer Platz, Sonntag 16.8. Freiluftkino Rehberge, Dienstag 18.8. Freiluftkino Mitte).

Einen Tod außerhalb des Bildes haben die überwiegend jungen, männlichen DDR-„Republikflüchtlinge“ gefunden. Unmittelbar nach dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 sind Fotos um die Welt gegangen, auf denen man leblose Körper zwischen Stacheldraht liegen sah. Für die Opfer der nächsten 28 Jahre galt ein inoffizielles Bilderverbot. Selbst Filme, die seit der Wende über die DDR gedreht worden sind, vermeiden das Thema. Es ist daher mutig, den Schauplatz der Open-Air-Veranstaltung 20 Jahre Mauerfall – Geteilte Vergangenheit – Gemeinsame Geschichte direkt am Todesstreifen zu suchen. Auf dem Programm stehen am Freitag und Sonnabend ein Kurzfilm über perspektivlose Grenzsoldaten nach dem Mauerfall, Spielfilme wie Reinhard Hauffs Der Mann auf der Mauer und Peter Kahanes Die Architekten sowie Führungen und Gespräche mit Zeitzeugen (Gedenkstätte Berliner Mauer, Bernauer Straße 4; jeweils 20 Uhr 30; Eintritt frei).

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