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CITY Lights: Nonnen in Nöten

3333 Folgen sind von der Daily Soap „Verbotene Liebe“ bislang ausgestrahlt worden, und keine wurde dem Titel gerecht. Frank Noack verführt zu ungewöhnlichen Romanzen.

Wer nichts Verbotenes anzubieten hat, sollte auch nicht damit werben. Serge Gainsbourg hat sich für den umgekehrten Weg entschieden. Sein 1976 entstandener Kultfilm mit dem romantischen Titel Je t''aime dürfte Liebespaare angelockt haben, die sich einen schönen Abend zu zweit versprachen – um dann von verquerer Sexualität irritiert zu werden (Sonntag im White Trash Fast Food Berlin). Joe Dallesandro, auf der jüngsten Berlinale mit dem Ehren-Teddy ausgezeichnet, verkörpert einen Lastwagenfahrer, der an einer abgelegenen Tankstelle Halt macht. Hier arbeitet Jane Birkin, die sich in den Fremden verliebt: Damit er seine Impotenz überwindet, verleugnet sie ihre Weiblichkeit und gibt vor, ein Junge zu sein. Ganz schön schräg, diese Geschichte, zumal Gainsbourg hauptberuflich Liedermacher und nicht Filmemacher war. Das Projekt hat er selbst entwickelt und seine Ehefrau in einer Abfolge demütigender Situationen vorgeführt. Am 2. April wäre er 81 geworden – eine angemessen krumme Hommage zu einem krummen Geburtstag.

Ein weiteres Muss für Liebhaber des schrägen Films ist Schwarze Narzisse (1946), die Geschichte einer Gruppe britischer Nonnen, die auf dem Himalaja ein Kloster errichten und in Sexualnot geraten (Fr. und Di. im Arsenal). Die radikalen Bildeinfälle des Regisseursduos Michael Powell und Emeric Pressburger haben Generationen von Filmemachern inspiriert – vor allem Martin Scorsese, dessen Cutterin Thelma Schoonmaker sogar mit dem greisen Powell vor den Traualtar getreten ist. Der Kameramann und der Ausstatter erhielten Oscars.

Lachen oder staunen? Diese Frage stellt sich auch bei der Schlusssequenz von Douglas Sirks Was der Himmel erlaubt (1955), wenn Rock Hudson mit einer Gehirnerschütterung auf der Couch liegt, Jane Wyman ihn pflegt und aus dem Fenster blickt – und ein Reh ins Bild springt. Nicht dem Liebespaar, sondern dem Reh gehört die letzte Großaufnahme (Sonntag im Arsenal). Mit seiner Kritik an der restaurativen Eisenhower-Ära konnte Sirk nicht so deutlich werden wie Todd Haynes in „Dem Himmel so fern“ oder Sam Mendes in „Revolutionary Road“. Dennoch wirkt sein Melodram beklemmender, weil es den Fifties-Mief nicht nachstellen musste. Er ist authentisch.

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