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CITY Lights: Schäfer- Stunden

Silvia Hallensleben feiert ein Wiedersehen mit dem Urdelfin

Wer öfters Naturdokumentationen im Fernsehen anschaut, muss feststellen, dass die Welt im TV-Format, ob Wüste oder Weltmeer, überall gleich überwältigend aussieht. Die moderne Technik macht immer spektakulärere Ansichten möglich. Dies verführt zu einem Sensationalismus, wie er sich exemplarisch in dem Film Deep Blue zeigt, der derzeit als Kinderfilm des Monats in verschiedenen Berliner Kinos läuft: Natur als ahistorische Monumental-Clip-Schau, die den blutigen Überlebenskampf der Arten zu ersatzreligiösen Weihen erhebt. Kindgerecht ist das kaum, auch wenn neben Mörderwalen und Haien auch Eisbären und Pinguine vorkommen.

Und Delfine natürlich. Am 1. Januar 1966 kam mit Flipper der Urdelfin einer ganzen Generation ins Fernsehen. Zwei Jahre vorher hatte der Originalfilm in der BRD seinen Kinostart. Im Unterschied zur TV-Version war der damals schon in Farbe, und, wie ein Wiedersehen mit den Hauptdarstellern „Mitzie“ (so hieß die Flipperin im wirklichen Leben) und Luke Halpin zeigt, weniger weichgespült als im Rückblick vermutet. Die familiären Konfliktlinien – und um die geht es trotz aller Flipperei hauptsächlich – sind klar gezeichnet und immer noch aktuell. Doch selbstverständlich hat auch das 60erJahre-Setting aus vierzig Jahren Abstand seinen Reiz (im Lichtblick am Samstag und Sonntag, Meldungen, dass es sich um das 1996er-Remake handelt, sind falsch).

Zur Generation Flipper gehören wohl auch viele der sieben Filmemacher, die seit zehn Jahren den monatlichen Filmsamstag kuratieren. Die Filmsamstagler Ute Aurand, Johannes Beringer, Bärbel Freund, Milena Gierke, Karl Heil, Renate Sami und Theo Thiesmeier agieren dabei als Kollektiv ebenso wie als künstlerische Einzelpersönlichkeiten, von denen jede einmal im Jahr ein Programm nach eigenem Gusto kuratiert. Handverlesene Perlen der Filmkultur sind da zu sehen, die mit dem „höher, größer, weiter“ des Marktes nur das Zelluloid gemeinsam haben. So ist das Geburtstagsprogramm am Wochenende im Babylon Mitte ein guter Anlass, einmal in fremden Welten unabhängige Filmluft zu schnuppern (www.filmsamstag.de). Am Samstag gibt es zwei kurze Filme von Jean Eustache und ein von Ute Aurand kuratiertes Kurzfilmprogramm, das Miniaturen von Filmemacherinnen aus neun Jahrzehnten versammelt. Am Sonntag zum Abschluss gibt Josie Rückers „Wilhelm der Schäfer“ eine eigenwillige Lehrstunde darüber, wie man einen Film machen kann über etwas, das zur Drehzeit schon nicht mehr existiert. Tiere kommen auch vor.

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