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City-Lights: Von A nach B

Silvia Hallensleben pendelt zwischen Afrika und Brasilien

Der afrikanische Kontinent und seine Bewohner werden im aktuellen Kino meist nur als Opfer ökonomischer und sozialer Krisen, als Hunger- und Bürgerkriegsflüchtlinge vorgestellt. Was die afrikanischen Kulturen jenseits von Aids, Krieg und Fluchtbewegungen an filmkünstlerischen Stimmen und Positionen zu bieten haben, fällt dabei oft unter den Tisch. Eine kleine Abhilfe für Interessierte bot in den letzten Jahren regelmäßig das Haus der Kulturen der Welt, das etwa letztes Jahr mit den „African Screens“ ein ambitioniertes Programm historischen und aktuellen afrikanischen Filmschaffens präsentierte. Dieses Jahr ist einer der damaligen Mitveranstalter, die Afrikamera, ins Arsenal migriert, wo gestern unter ihrem Namen ein kleines viertägiges Festival eröffnet wurde. Unter dem Motto African Soundscapes, African Music werden dort bis Samstag insgesamt sieben Spiel- und Dokumentarfilme präsentiert, die sich auf verschiedenen Ebenen mit den Klanglandschaften des Kontinents beschäftigen. Mit dabei Porträts der legendären guineischen Musiktruppe Bembeya Jazz (Freitag) und der senegalesischen Griot-Sängerin Yandé Codou Sène (Samstag), die mit ihren 80 Jahren eine beredte Zeugin senegalesischer Geschichte ist. Und am Samstag beschäftigt sich ein internationales Panel bei freiem Eintritt mit „der Bedeutung von Sound und Musik für die Ästhetik des aktuellen Kinos aus Afrika und den Potenzialen afrikanischer Popsubkulturen für die Schaffung zivilgesellschaftlicher Gegenöffentlichkeiten“.

Fast wie das transatlantische Spiegelbild zur Afrikamera und gleichzeitig auch wie ein Reflex früherer Sklavenhandelsströme wirkt das Festival Premiére Brasil, das heute Abend mit der interkulturellen Favela-Liebesgeschichte Era uma vez („Once upon a time“) von Breno Silveira eröffnet wird und acht Filme aus den beiden letzten Jahrgängen der brasilianischen Sektion des Rio International Filmfestival im Haus der Kulturen der Welt nachspielt. Auch hier gibt es reichlich Musik live bei Partys und in Dokumentationen wie „Beyond Ipanema“ (Samstag, R: Guto Barra, Béco Dranoff), der die globalen Auswirkungen der brasilianischen Musik der 60er Jahre bis heute untersucht. „O Mysterio do samba“ von Carolina Jabor und Lula Buraque de Hollanda (Samstag und Sonntag) porträtiert die mittlerweile betagten Meisterschüler der berühmtesten Sambaschule von Rio de Janeiro.

Und wie im Arsenal gibt es auch im Haus der Kulturen der Welt am Samstag ein Panel zu „Tendenzen im zeitgenössischen brasilianischen Kino“. Zwei Stunden später als das im Arsenal. Also auf zum Panel-Hopping.

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