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Cloverfield

© Universal

''Cloverfield'': Manhattan Monster Mystery

Das Filmplakat geht unter die Haut: Eine brennende New Yorker Skyline, davor die traurige Gestalt einer enthaupteten Freiheitsstatue. Schon der Trailer von "Cloverfield" ließ Kinofans elektrisiert, aber ratlos zurück: Wer oder was verwüstet Manhattan? Bis zum US-Start kochte die Gerüchteküche hoch. Jetzt läuft "Cloverfield" in Deutschland an.

Eine Party von Mittzwanzigern in Manhattan. Rob geht für einen Job nach Japan, seine Freunde verabschieden sich mit einer Feier von ihm. Robs Kumpel Hud läuft mit einer Handkamera umher und filmt Abschiedsgrüße. Plötzlich wackeln die Wände, das Licht geht aus, unter den Party-Gästen macht sich Panik breit, sie fliehen auf die Straße. Dort erwartet sie ein Inferno: Hochhäuser stürzen ein, gigantische Staubwolken wälzen sich durch die Straßen. Hud hält weiter ungerührt mit der Kamera drauf. Plötzlich ein dumpfer Krach - der Kopf der Freiheitsstatue kommt durch die Häuserschluchten gesegelt und bleibt vor den Füßen der geschockten Party-Besucher liegen.

Mit der geköpften Freiheitsstatue sorgte "Cloverfield" im Internet für reichlich Gesprächsstoff. Denn der vorab verbreitete Filmtrailer blieb jegliche Erklärung schuldig, was hier eigentlich geschehen war. Ein Terrorangriff? Eine Katastrophe? Oder eine Monster-Attacke? Auch die verpuzzelten Websites zum Film heizten das Rätselraten weiter an - eine geniale Marketing-Kampagne, mit der Produzent J.J. Abrams die Erwartungen an "Cloverfield" in die Höhe trieb. Die verwackelten Handkamera-Bilder erinnerten an den Film "Blair Witch Project", die vorab gezeigten Szenen an das Inferno des 11. September 2001.

Vorweg eine Warnung: "Cloverfield" sollte nur anschauen, wer über einen halbwegs stabilen Magen verfügt. Den Kino-Besucher erwarten 85 Minuten Wackel-Kamera mit chaotischen Schwenks, Filmrissen und unscharfen Bildern. In den USA, wo der Film bereits läuft, gab es vereinzelte Fälle von plötzlicher Magen-Entleerung. Wer sich auf "Cloverfield" einlässt, wird mit einem intensiven Kino-Erlebnis belohnt. Denn im Gegensatz zu den üblichen Katastrophen-Filmen bleibt der Abrams-Streifen immer ganz nah bei seinen Protagonisten. Denn die kleine Party-Truppe, die vor dem - nun können wir es endlich verraten - Monster durch die Straßen Manhattans flüchtet, hat einen Kameramann dabei: Rob, der schon während der Party filmte. Selbst in höchster Not erledigt er noch seinen Job - ein Kind der Youtube-Generation, das die schockierenden Ereignisse um jeden Preis der Nachwelt konservieren will.

Für Youtube sterben

"Cloverfield" - der geheimnisvolle Arbeitstitel wurde beibehalten - erfüllt eigentlich sämtliche Monsterfilm-Klischees: 1. Ungetüm taucht aus dem Nichts auf, 2. macht alles kaputt, 3. Menschen fliehen, 4. werden zu Helden. Ähnlich wie in "Godzilla" ist das Viech ein computeranimierter Koloss, der plötzlich das Verlangen verspürt, alles in Schutt und Asche zu legen. Und natürlich darf auch die US-Armee nicht fehlen, die dem Giganten mit schweren Waffen auf die Pelle rückt. Anstatt einfach nur zu fliehen, macht sich das Party-Grüppchen auf die Suche nach Robs großer Liebe, die noch irgendwo in einem Wolkenkratzer unter Trümmern begraben liegt und Rob einen Hilferuf per Handy zukommen ließ. Zwischen brennenden Wolkenkratzern hindurch kämpfen sich die Retter ins Zentrum der Zerstörung vor - und werden selbst bald dezimiert. Trauer, Angst, Verzweiflung, Galgenhumor - die Kamera fängt alles ein. "Es wollte dich zu seiner Königin machen", kommentiert Hud nach einer misslungenen Monster-Attacke: Eine nervös augenzwinkernde Anspielung auf Filmklassiker wie "Alien" oder "King Kong". Wer Huds Video später auf Youtube sieht, soll auch noch was zu lachen haben.

In den USA spielte der Film seine 25 Millionen Dollar Produktionskosten schon am ersten Wochenende ein - auch, weil er mit seiner radikal subjektiven Perspektive das Trauma des 11. Septembers in den Köpfen reaktiviert. Menschen unter einer dicken Staubschicht, Feuerbälle an Wolkenkratzer-Fassaden - die Bilder sind die gleichen. "Wir leben in einer Zeit großer Angst", sagt Produzent Abrams über "Cloverfield". "Ein Film über etwas so Abwegiges wie eine riesige Kreatur, die eine unserer Metropolen angreift, erlaubt den Menschen diese Angst auf eine unglaublich unterhaltsame und sichere Art zu durchleben." Recht hat er.

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