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Kino: Der alte Mann und die Wüste

Nacer Khemirs Dünen-Roadmovie „Bab’ Aziz – Der Tanz des Windes“

„Sind wir bald da?“, das ist die universelle Kinderfrage auf Reisen. Auch die kleine Ishtar (Maryam Hamid) stellt sie, als sie mit ihrem Großvater Bab’ Aziz (Parviz Shaminkhou) unterwegs ist. Allerdings ist es in ihrem Fall keine routinierte Nerverei von der Auto-Rückbank, sondern die berechtigte Forscherfrage einer Fußgängerin. Denn Ishtar läuft mit ihrem sehr alten, blinden Großvater durch die Wüste. Er will zu einem Treffen von Derwischen, das alle 30 Jahre stattfindet und mehrere Tage dauert. Der Ort steht nicht fest, die Eingeladenen müssen ihn selbst finden. „Gehen, gehen,“ sagt Bab’ Aziz stoisch. Und so trippeln die beiden langsam durch imposante Dünenlandschaften.

Die Wüste ist eine Leinwand, auf der der tunesische Regisseuer Nacer Khemir mit strahlenden Farben seine Szenen malt: Ishtar rennt mit glühendrotem Turban eine Düne hinab, Musiker in bunten Gewändern spielen im Sand, ein schwarzes Pferd springt umher, gelbe Fahnen flattern im Wind. Noch betörender sind die Nachtbilder, die tief in eine traumhafte TausendundeineNacht-Welt führen.

Trotz aller Märchenhaftigkeit, zu der auch eine von Bab’ Aziz erzählte Prinzengeschichte beiträgt, verklärt Khemir die Wüste nicht. Er zeigt sie auch als Ort der Verzweiflung, der Einsamkeit und des Todes. So treffen die beiden in der Einöde auf einen von Rachegelüsten zerfressenen jungen Mann. Später hören sie die Geschichte von Zaïd, der die schöne Nour mit seinem Gesang verführte, sie aber nach der ersten Nacht schon wieder verlor. Nun sucht er nach ihr. Mit großer Eleganz webt Khemir die Episoden in den Hauptstrang der Handlung ein. Sein Ziel „eine offene, tolerante und freundliche islamische Kultur zu zeigen, die Liebe und Weisheit ausstrahlt“ hat er mit „Bab’ Aziz“ jedenfalls erreicht. Nadine Lange

Moviemento, Nickelodeon (OmU)

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