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© gmfilms

Dokumentarfilm: Der Klügere lässt los

Parteilich, wütend, verzweifelt: Douglas Wolfspergers Doku-Pamphlet "Der entsorgte Vater" erzählt Leidensgeschichten.

Ein Krieg tobt in Deutschland, aber nur die Betroffenen wissen davon. Douglas Wolfsperger ist einer von ihnen. Er hat eine zehnjährige Tochter – und hat sie doch nur auf dem Kontoauszug, weil die Kindsmutter zwar sein Geld wünscht, nicht aber seinen Erziehungsanteil. „Hallo Douglas! Ich habe im Gericht schon gesagt, dass ich Dich nicht mag. Und ich will Dich nicht sehen. Und ich möchte auch nichts mit Dir unternehmen“, schrieb die Neunjährige, wohl auf Geheiß der Mutter, an ihren Vater.

Andere Mütter zielen mit Manipulationen des Kindes massiv unter die Gürtellinie des Mannes. Beliebt sind etwa Vorwürfe, der Vater habe die Tochter sexuell missbraucht. Auch wenn dann die gerichtliche Untersuchung dafür keinerlei Ansatzpunkt findet, darf die Frau doch sicher sein, ihren Ex-Mann tief verletzt zu haben. Das Kind, ursprünglich von beiden Eltern geliebt, wird zur Waffe, zum Demütigungsinstrument des einen gegen den anderen.

Vier Väter, die sich in Karlsruhe dem Verein „Väteraufbruch für Kinder“ angeschlossen haben, und der Regisseur selbst erzählen in diesem Doku-Pamphlet ihre Leidensgeschichte. Die jeweiligen Ex-Frauen kommen nicht zu Wort, verständlicherweise waren sie für dieses Projekt nicht zu haben. Dafür äußert sich eine alleinerziehende Mutter, wie sie nicht besser ins Bild passen könnte. Ihr geschiedener Mann habe die Tochter doch bloß als Spielgefährtin benutzt, um „sein eigenes Ego“ aufzubauen, behauptet sie. „Der Erzeuger“, wie sie den Vater abschätzig nennt, hat inzwischen resigniert und die Hand des Kindes losgelassen, damit nicht zwei Seiten an ihm zerren und es, wie in Brechts „Kreidekreis“, zu zerreißen drohen. „Da werden Weiber zu Hyänen“, zitiert Wolfsperger im Pressematerial Friedrich Schiller. Der führte freilich über seine Ehefrau nur wegen des Krachs an Waschtagen Klage.

Weder Wolfsperger noch die vier Leidensgenossen machen aus ihrem Herzen eine Mördergrube. „Der entsorgte Vater“ ist insofern mutig, als er den Egoismus unserer Gesellschaft als Zukunftsgefahr anprangert. Muttersöhnchen auf der einen Seite, Prinzessinnen auf der anderen – wie mögen die eines Tages zueinander finden? Dass die Bestandsaufnahme filmisch nicht leicht zu bewältigen war, liegt auf der Hand. Dem zu erwartenden Redeschwall hat Wolfsperger kräftig entgegenzusteuern versucht, indem er die Protagonisten in ihren –meist einsamen – Arbeitsplatz- und Freizeitwelten beobachtete. Hinter die kaum verborgene verzweifelte Wut der Männer setzt die Musik von Konstantin Gropper Ausrufezeichen: in Fortissimo.

Eiszeit, Hackesche Höfe, Kant

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