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Sandra Bullock

© dpa

Goldene Himbeere: Sandra Bullock holt sich ihre "Razzie" persönlich ab

Mutiger Probelauf für den Oscar: Sandra Bullock schreckte nicht davor zurück, Hollywoods Schmähpreis in Form einer „Goldenen Himbeere“ persönlich in Empfang zu nehmen.

Auf hohen Absätzen, mit perfekt vorbereiteter „Dankesrede“ schritt Bullock zur Tat: „Dies ist eine ganz besondere Auszeichnung“, scherzte sie auf der himbeerrosafarben angestrahlten Bühne eines kleinen Theaters in Hollywood.

700 Filmfans, die die Schmähpreise zum 30. Mal austeilten, zollten der ihrer Meinung nach miesesten Aktrice lautstarken Applaus. Bullock hatte an der freundlichen Erniedrigung sichtlich Spaß.

Die „Razzie“-Verleiher hätten bestimmt nur für sie gestimmt, wegen ihres Versprechens, tatsächlich zu erscheinen, witzelte Bullock. Mit ihrem Auftritt könnte sie Hollywood-Geschichte machen und am gleichen Wochenende zur besten und zur schlechtesten Schauspielerin gekürt werden. Die zweifelhafte Himbeer-Ehre wurde Bullock für ihre Darstellung als aufdringliche Verliebte in der Komödie „Verrückt nach Steve“ zuteil. Bei der Oscar-Gala am Sonntag galt sie als Favoritin für den Preis als beste Darstellerin im Sportdrama „Blind Side - Die große Chance“.

Bullocks schriller Auftritt als die nervige Kreuzworträtsel- Erfinderin Mary, die auf einen Kameramann (Bradley Cooper) scharf ist, war von den Kritikern einstimmig verrissen worden. „Eine nicht anschaubare, unerträgliche, unlustige Farce, in der Sandra Bullock den Tiefpunkt ihrer Karriere erreicht“, schrieb der Kritiker des „Rolling Stone“-Magazins.

"Diese Rolle war Mist"

„Ich dachte, niemand hätte sich den Film angeschaut“, seufzte Bullock. „Mein Gefühl sagt mir, dass ihr ihn auch nicht alle gesehen habt“, grinste sie die Zuschauer an. Und dass wolle sie nun ändern. In einem Leiterwagen schleppte sie einige hundert Kopien von „Verrückt nach Steve“ mit. „Schaut Euch den Film doch erst mal an und entscheidet dann, ob ich wirklich so schlecht war.“ Wenn nicht, dann komme sie im nächsten Jahr zurück und gebe ihre Trophäe wieder ab.

„Eigentlich mag ich Sandra als Schauspielerin, aber diese Rolle war richtig Mist und das weiß sie selbst“, sagte Juror John Mullich der Deutschen Presse-Agentur dpa. Mitleid habe er allerdings nicht. „Dieser Preis wird ihrer Karriere nicht das geringste schaden, aber wir haben riesigen Spaß daran“, rechtfertigte der 48 Jahre alte Schauspieler die Vergabe des Schmähpreises.

Die „Razzies“, die von dem Cineasten John Wilson als Gegenstück zur glanzvollen Oscar-Verleihung ins Leben gerufen wurden, werden traditionell einen Tag vor den Academy Awards verliehen. Die „Himbeere“ wird üblicherweise von den Nominierten gemieden. „Man braucht eine Menge Mut, Nerven und Humor, um unseren Preis anzunehmen. Den anderen, diesen Oscar, das ist einfach, da geht doch jeder hin“, frotzelte Wilson.

Halle Berry als Vorbild

Bullock hat nur eine prominente Vorgängerin. „Catwoman“ Halle Berry holte 2005 am Vorabend der Oscar-Gala überraschend ihre „Razzie“-Trophäe ab und bedankte sich auf der Bühne überschwänglich für die „Ehre“. Der deutsche Filmemacher Uwe Boll hatte im vorigen Jahr die unrühmliche Trophäe für das „schlechteste bisherige Lebenswerk“ gewonnen und obendrauf noch ein weiteres Plastik-Früchtchen als schlechtester Regisseur für seine Filme „Postal“ und „Schwerter des Königs - Dungeon Siege“. Boll revanchierte sich mit einem bissigen Video. Der Mainzer Horror-Meister wäre gern, wie er zuvor versichert hatte, persönlich bei der Spottpreis-Gala erschienen, doch Dreharbeiten in Südafrika gingen vor.

Bullock, die im Duett mit Co-Star Cooper auch noch den Preis in der Kategorie „schlimmstes Leinwandpaar des Jahres 2009“ einstecken musste, konnte sich damit trösten, dass es Paris Hilton noch schlimmer erging. Sie wurde sogar zur „schlechtesten Schauspielerin des Jahrzehnts“ gekürt - und glänzte durch Abwesenheit.

Mit der „Goldenen Himbeere“ in der Hand zog Bullock - von Applaus begleitet - nach rund zehn Minuten wieder ab. Vielleicht befolgt sie den Tipp von Razzie-Juror Mullich: „Das ist ein Stück Plastikmüll. Das will man wirklich nicht zu Hause stehen haben. Mein «Razzie« würde sofort in den Müll wandern.“dpa

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