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Julie Delpy

© dpa

Julie Delpy: De Sade mit sechzehn

Julie Delpy ist "The Countess“: In dem Film spielt sie eine leidenschaftlich Liebende, die sich Schönheit und Jugend für ihren Geliebten erhalten will und dazu vor Verbrechen nicht zurückschreckt.

Babylonische Sprachverwirrung auf der Pressekonferenz zu „The Countess“: Gerade hat sich Sebastian Blomberg beschwert, dass er die Übersetzung aus dem Englischen verpasst hat, da wechselt seine Regisseurin Julie Delpy schon in Französische. Und das bei einem Film, der in Ungarn spielen soll, in Deutschland gedreht wurde und Schauspieler aus Rumänien, Polen, Ungarn, Deutschland und den USA vereint. So leichthändig, wie Delpy vor und hinter der Kamera agiert, so locker dominiert sie auch die Pressekonferenz – und beantwortet einfach alle Fragen, auch die an Produzenten und die anderen Schauspieler.

So temperamentvoll Julie Delpy auftritt, so spröde ist ihr Film. Er erzählt die Geschichte der ungarischen Gräfin Erzebet Bathory, die Anfang des 17. Jahrhundert lebte und von der die Überlieferung will, dass sie im Blut junger Mädchen gebadet habe, um ewige Jugend zu erlangen. Julie Delpy spielt sie als leidenschaftlich Liebende, die sich Schönheit und Jugend für ihren Geliebten (Daniel Brühl) erhalten will und dazu vor Verbrechen nicht zurückschreckt. Eine Frau in einer Männerwelt, die Grausamkeit früh gelernt hat, wenn sie mitspielen, ja herrschen will.

Eine mädchenmordende Gräfin: Was für ein abstruser Stoff für eine Regisseurin, die zuletzt mit der maliziösen Komödie „Two days in Paris“ auf der Berlinale zu Gast war. Doch Julie Delpy verteidigt die Wahl: Sie habe kein „kitschy horror movie“ drehen wollen, sondern eine Art griechische Tragödie von ewiger Liebe und Angst vor Alter und Tod. Ob die Geschichte einer Frau, die sich dank Intelligenz und Reichtum in einer Männer- und Kriegswelt behauptet, ein feministisches Statement sei, wird sie gefragt – und winkt ab: eher ein post-feministisches. Die Überzeugung, dass die Welt besser wäre, wenn Frauen sie bestimmen, mag sie nicht teilen: „Niemand ist perfekt.“ Und mehr als der Lektüre von Geschichtsbüchern verdanke sie ihrer de-Sade Lektüre als Sechzehnjährige – und der Bathory-Rezeption des 19. Jahrhunderts. „Historiker mögen Geschichtsbücher nach mir werfen“, bekennt sie sich zum freien Umgang mit der Story. Die Geschichts- Skepsis hat ihren Grund: Bisher sind es die Sieger, die unsere historische Sicht bestimmen, sagt der Film. Und bricht eine Lanze für eine Verliererin. til

10.2. , 10 Uhr (Cinemaxx7), 11.2., 14 Uhr (International), 14.2., 19 Uhr (Zoo Palast)

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