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''Julie & Julia'': Auf kleiner Flamme

Zwei Frauen, zwei wahre Begebenheiten und der alles verbindende Kochlöffel: Lob des Heimchens am Herd: "Julie & Julia".

Die eine will dem Müßiggang der reichen Gattin entfliehen und rührt stundenlang Soßen an, um deren Geschmack zu verfeinern. Die andere, eine schlichte Bürokraft, möchte nicht länger als Versagerin gelten und am Herd immer bloß ihren Berufsalltag vergessen.

Als ihr Mann 1948 nach Frankreich versetzt wird, glaubt sich die Amerikanerin Julia Child (Meryl Streep) im Garten Eden: In den Pariser Restaurants findet sie von Austernsoße bis Zwiebelsuppe alles, was ihr Gaumen begehrt. Sie beschließt, kochen zu lernen und nun von morgens bis abends hochkonzentriert Knoblauch zu schmoren und Hummer zu zerlegen. Die Krönung ist ein „Du bist die Butter zu meinem Brot“-Kompliment ihres Ehemannes – und ein selbstverfasstes Kochbuch für die dienstbotenlose amerikanische Ehefrau.

New York, heute: Julie Powell (Amy Adams) will mit Hilfe von Julias Kochbibel weniger das Kochen selbst, sondern vor allem das eigene Leben meistern. Gatte Eric steckt ihr neue Ziele: Julie soll alle 524 Child-Rezepte in 365 Tagen zubereiten und die Ergebnisse täglich in einem Blog niederschreiben. Das Julie/Julia Projekt ist geboren. Was folgt, sind Sülzen, Eintöpfe und mit Sahne überzogene Schokoladenkuchen. Hüftgold, ein gestresster Gatte oder Nervenzusammenbrüche vor der Backröhre lassen hingegen erstaunlich lange auf sich warten.

Vor 60 Jahren mag Julias Beschluss den Beginn einer Emanzipation markiert haben. Wenn im 21. Jahrhundert Ähnliches passiert, wirft das die Frage auf, ob die Frauenbewegung Spuren hinterlassen hat. Aber Regisseurin und Drehbuchautorin Norah Ephron setzt ohnehin lieber auf moderne Märchen. Nachdem sie sich mit „Harry und Sally“, „Schlaflos in Seattle“ und „E-Mail für Dich“ bisher Liebespaaren widmete, zeigt sie nun, dass auch nach der Hochzeit – es wird geknutscht, was das Zeug hält – die Romantik nicht vorbei sein muss.

Die beste Zutat des Films? Meryl Streep. Sie spielt die Julia Child, wie Julie Powell sie sich vorstellt: lebenshungrig, quirlig, dank Endlos-Pumps alles und alle überragend – und mit einer derart hohen Stimme, dass manches Ei von selber verloren geht. Doch bleibt von diesem betulichen Film nicht mehr als ein knurrender Magen – und die verblüffend altmodische Moral, dass es offenbar ein Akt der Zivilcourage ist, einen Eierkuchen in der Luft zu wenden.

In 20 Berliner Kinos; OV im Cinestar SonyCenter, OmU im Broadway

Juliane Primus

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