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Kinostart: "Résiste – Aufstand der Praktikanten"

Kaffee kochen, Aktenberge umherschieben, dem Boss die Golftasche nachtragen: Eine Festanstellung gibt es dafür nicht. Leider verliert sich der Ernst der Sache, der jede bessere Komödie grundiert, zwischen Generationenkonflikt, Liebestrara und kultureller Verständigung.

Dauerpraktikant Till (Hannes Wegener) hat sich abgerackert. Doch als Belohnung winkt keine Festanstellung. Stattdessen gibt es vom Chef ein paar warme Worte und die Wahl zwischen einer 1a Empfehlung und der Verlängerung des Praktikums um ein weiteres Jahr. Weil man sich davon nichts kaufen kann, setzt Till in die Lücke des Marktes eine Praktikantenberaterfirma. Vertreter der Generation Praktikum sind hier jederzeit willkommen, um Verträge – wenn es denn welche gibt – nach Lücken prüfen zu lassen, Erpressungsmaterial gegen Chefs zu beschaffen und: ordentlich Tills Bankkonto zu füllen.

Gar nicht viel von den kapitalistischen Anwandlungen dieses Anzugträgers hält Sydelia (Katharina Wackernagel). Von Kopf bis Fuß auf Revolution eingestellt (vom Regenhut bis zu Minirock und Nylonstrumpfhosen kleidet sie sich beharrlich in grellstes Rot), folgt sie ihren französischen Wurzeln und kurbelt kurzerhand Demonstrationen an. Umsatz und Umsturz, männliches liebeshungriges Herz und weibliches liebeshungriges Herz stehen sich nun gegenüber. Und doch nehmen die beiden bald gemeinsam den Kampf gegen die farblos gekleideten Vertreter aus Wirtschaft und Politik auf – rechtzeitig löst sich in Tills Gehirn ein gutartiger Knoten, der regelmäßig für Nasenbluten sorgte und bisher seine Kontrollstelle für moralisch schwierige Entscheidungen blockierte. Oh, eine Metapher. Wir übersehen nicht: Der Knoten ist geplatzt.

Hier allerdings wird „Résiste – Aufstand der Praktikanten“ von der Realität eingeholt. Und es wird nicht besser, wenn ein eintägiger Praktikanten-Generalstreik nicht bloß die Arbeitsbedingungen, sondern gleich die Welt verbessern soll. Regisseur und Drehbuchautor Jonas Grosch, der mit diesem Film das Studium an der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen abschließt, wollte seiner Liebeskomödie einen „Look geben, der in die Richtung einer realistischen Comicwelt“ geht. Leider verliert sich der Ernst der Sache, der jede bessere Komödie grundiert, zwischen Groschs Lücken füllenden Nebenschauplätzen Generationenkonflikt, Liebestrara und kultureller Verständigung. Für einen Generalstreik der Praktikanten wird „Résiste“ sicher nicht sorgen. Juliane Primus

Moviemento, Colosseum

Juliane Primus

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