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Stiller

© Universal

Komödie 2: Totaler Krieg

Vielleicht hilft dem leidenden Kriegsfilmgenre ja eine Komödie. Ben Stiller hat mit der Satire "Tropic Thunder" in den USA einen Sommerhit gelandet.

Mit Filmen zu den Kriegen im Irak und in Afghanistan hat Hollywood schlechte Erfahrungen gemacht: Das Publikum, gebeutelt durch den realen „Krieg gegen den Terror“, verweigerte die Gefolgschaft. Reihenweise wurden politisch ambitionierte Werke wie Robert Redfords „Von Löwen und Lämmern“, Paul Haggis’ „Im Tal von Elah“ oder Gavin Hoods „Machtlos“ an den US-Kinokassen abgestraft.

Vielleicht hilft dem leidenden Kriegsfilmgenre ja eine Komödie – und tatsächlich, Ben Stiller landete mit der Satire „Tropic Thunder“ in den USA gleich einen Sommerhit. Allerdings: Von Bushs Politik-Desaster hält der Film sich fern und nimmt mit einer Film-im-Film-Geschichte lieber das Genre des Vietnamfilms aufs Korn.

Es soll der teuerste Kriegsfilm aller Zeiten werden, den Hollywood im südostasiatischen Dschungel in Szene setzt. Während der Pyrotechnikmeister im Bildhintergrund ein Stück Regenwald effektvoll abfackelt, setzen die beiden Hauptdarsteller die millionenteure Szene debattierend in den Sand. Stiller selbst spielt den unterbelichteten Action-Star Tugg Speedman. Neben ihm agiert der mehrfache Oscar-Gewinner Damien Cockburn (Robert Downey Jr.), der sich in Method-Actor-Manier sogar einer Haut-Pigmentierung unterzogen hat. Als der Regisseur (Steve Coogan) genug von den Action-Diven hat, beschließt er auf Anraten des undurchsichtigen Drehbuchautors (Nick Nolte), den Film im Guerilla-Verfahren zu drehen.

Stillers Satire, ein Abgesang auf den Vietnamfilm mit ironischen Verweisen auf Klassiker wie „Platoon“ oder „Apocalypse Now“, ist grobkomödiantisch ausgelegter Mainstream. Dazu gehört auch eine bissige Blödelei über die Darstellungen von Behinderten in Hollywood, durch den sich Stiller Proteste von amerikanischen Behindertenorganisationen einhandelte. Vor allem aber nimmt der Film die Hollywood-Maschinerie ins Visier, die buchstäblich über Leichen geht, wenn die Versicherungssumme genügend Profit verspricht. Den diktatorischen Produzenten übrigens spielt Tom Cruise, mit Glatzenperücke, aufgeschnürten Fettpolstern – und überraschender Selbstironie. Martin Schwickert

In 17 Berliner Kinos; OV im Cinestar Sony-Center

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