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mein bester freund

© dpa

''Mein bester Freund'': Wetten, dass ich nicht alleine bin

Schnapsidee mit Schluckauf: „Mein bester Freund“ – Patrice Lecontes Komödie um einen Sonderling. Ein bisschen plump, der Film. Den Rest rettet Daniel Auteuil als Misanthrop und Egoist, der dringend einen besten Freund braucht. Alles nur wegen einer Vase.

Betrunkene Menschen neigen dazu, mit großer Überzeugung großen Unfug zu behaupten – etwa lallend anzukündigen, dass man sich gleich ins Auto setzt. Dass die Freunde den Autoschlüssel längst an sich genommen haben, kümmert dabei wenig; Trunkenheit beseitigt jede Bindung an Fakten und Plausibilität.

In diesem Sinne hat Patrice Leconte mit „Mein bester Freund“ einen sternhagelvollen Film geschaffen: François (Daniel Auteuil) ist ein misanthropischer Kunsthändler, der eine teure Vase ersteigert. Seine Geschäftspartnerin Catherine grollt ihm deswegen und fordert ihn heraus: Entweder er präsentiert ihr binnen zehn Tagen seinen besten Freund, oder die Vase gehört ihr. Dass die dramaturgische Hinleitung zur originellen Erzählprämisse – endlich sucht mal einer die Freundschaft und nicht die Liebe – hin und her torkelt, nähme man in Kauf; ein bisschen trunkenes Gagasein gehört zum guten Fest. Doch inszeniert Leconte das Freundschaftswerben durchweg mit den Mitteln einer romantischen Komödie, und das verbraucht sich schnell: Mit selektivem Sehnsuchtsblick sieht François nur noch Männerpaare auf der Straße, und nach den üblichen Irrungen und Wirrungen stellt er fest, dass ihn mit dem Taxifahrer Bruno (Dany Boon) der wahre Freund die ganze Zeit begleitet hat.

Auch die zweite Prämisse ist nur in der Theorie vielversprechend: Mit François wird ein nicht ganz Sozialtauglicher zum Helden gemacht. Ihm fehlen die Fühler, mit denen andere ihre Mitmenschen abtasten – doch auch dem Film fehlt der Feinsinn, diese psychische Deformation zu erzählen. Während die Darstellung des Zwangsneurotikers Melvin (Jack Nicholson) in James L. Brooks „Besser geht’s nicht“ so treffsicher war wie dessen Versuche, bloß nicht auf die Fugen zwischen Pflastersteinen zu treten, sind an der Figur des François die verwundet-wehen Augen von Daniel Auteuil noch am überzeugendsten.

Überhaupt Auteuil – er lädt den schwachen Plot mit seinen Blicken und Gesten auf. Leconte hat ihm schon besseren Spielstoff beschert, „Das Mädchen auf der Brücke“ etwa, das Liebesmärchen um einen Messerwerfer, der Humor wie ein beschwipster Traum. „Mein bester Freund“ ist um fünf Bier plumper.

Cinemaxx Potsdamer Platz, Filmkunst 66, Kulturbrauerei, Neues Off; OmU im Cinema Paris und in den Hackeschen Höfen

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