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Neu auf DVD: Omar Mukhtar - Löwe der Wüste

Regie: Moustapha Akkad (SchröderMedia) Wenn sich die halbe Welt partout nicht für eine historische Figur interessiert, dann wird ein Film über sie zwangsläufig zum finanziellen Desaster. Mitfinanziert von Muammar Gaddafi, ging der 35 Millionen Dollar teure Film über den libyschen Freiheitskämpfer Omar Mukhtar 1981 in Europa ebenso unter wie in Amerika.

Regie: Moustapha Akkad (SchröderMedia) Wenn sich die halbe Welt partout nicht für eine historische Figur interessiert, dann wird ein Film über sie zwangsläufig zum finanziellen Desaster. Mitfinanziert von Muammar Gaddafi, ging der 35 Millionen Dollar teure Film über den libyschen Freiheitskämpfer Omar Mukhtar 1981 in Europa ebenso unter wie in Amerika. Die US-Presse geißelte das Werk fast hysterisch als Partisanenfilm, als Parteinahme für Palästina und als gefährliche Unterstützung für den Iran – im damaligen Krieg mit Irak. Einen muslimischen Kinohelden wollte damals niemand sehen.

Mukhtar organisierte von 1911 bis zu seinem Tod 1931 den bewaffneten Widerstand Libyens gegen die Besatzung durch das faschistische Italien. Der Film beginnt 1929, mitten im Krieg. Mussolini, gespielt von Rod Steiger, fordert hartes Durchgreifen. Er schickt mit General Rodolfo Graziani (Oliver Reed) einen ausgesprochenen Widerling in die libysche Wüste. Graziani lässt Nahrungsmittel vernichten, ordnet willkürliche Erschießungen und Racheaktionen an, foltert und verschleppt das Volk in Lager. Alles mit dem Ziel, den Rückhalt für Mukhtar (Anthony Quinn) zu brechen, doch selbst die schlimmsten Methoden führen nicht zum Erfolg. Der Kampf Mukhtars endet erst mit seiner Ergreifung und öffentlichen Hinrichtung nach 20 Jahren Guerillakrieg.

Der aus Syrien stammende Regisseur Moustapha Akkad entwarf für den Film gewaltige Schlachtenszenarien. Hunderte von Reitern galoppieren durch die Wüste, verstecken sich in den Bergen, nutzen die Landschaft für Hinterhalte im Kampf gegen italienische Panzer. Ironie der Geschichte: Die ganze Bildsprache erinnert an das uramerikanische Genre des Western. Kein Wunder, schon bei Peckinpahs Meisterwerk „Ride The High Country“ arbeitete Akkad als Produktionsassistent. Später produzierte er die Horror Reihe „Halloween“. Als Regisseur aber wollte er das westliche Islam-Bild korrigieren und von muslimischen Helden erzählen. Vor „Omar Mukhtar“ drehte er nur den viel gelobten „Mohammed – Der Gesandte Gottes“. Ein drittes Werk über König Saladin konnte Akkad nicht mehr verwirklichen. 2005 kam er, 75-jährig, beim Bombenanschlag eines Selbstmordattentäters in Amman ums Leben.

„Omar Mukhtar“ ist ein mitreißendes Heldenepos um einen Freiheitskämpfer. Die Bösen sind hier die Italiener – allerdings nicht alle. Die libyschen Kämpfer begründen ihren Versuch, auch im Krieg menschlich zu bleiben, mit den Lehren des Islam. Ein Vierteljahrhundert des Terrorismus später mutet diese humanistische Botschaft sehr fern an. Und ist gerade deshalb ergreifend. 

Karl Hafner

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