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Kultur: Kinomythen in Popcorntüten - American Academy stellt den Oscar-verdächtigen vor

Eine Diskussion fand nicht wirklich statt. "Das sieht hier aus wie eine Pressekonferenz", begrüßte Volker Schlöndorff die Gäste, "aber es handelt sich um ein academic event.

Eine Diskussion fand nicht wirklich statt. "Das sieht hier aus wie eine Pressekonferenz", begrüßte Volker Schlöndorff die Gäste, "aber es handelt sich um ein academic event. Wir sind in Deutschland, also dürfen wir uns nicht einfach im Kino amüsieren, sondern müssen uns der tieferen Bedeutung des Films widmen - wenigstens 15 Minuten lang." Gesagt, getan: 15 Minuten also über "American Beauty", jenen neuen, so ganz anderen, Oscar-verdächtigen Amerika-Film des britischen Theaterregisseurs Sam Mendes, den die American Academy am Dienstag im Cinemaxx am Potsdamer Platz vorstellte (Kinostart nächste Woche). 15 Minuten über die Schönheit der Normalität (die Professorin Elisabeth Bronfen), über den fremden Blick auf den befremdliche Mythos der amerikanischen suburbs (Mendes), über das Amerikabild der Europäer (Schlöndorff) und die verlorene Tugend der Wahrheitssuche im Kino (Werner Herzog). 15 lärmende Minuten im Kino-Café zwischen Popcorn, Sekt und TV-Kameras. Womöglich gehört auch das zur neuen Hauptstadtkultur: Die akademische Szene geht ins Multiplex-Kino und reicht anschließend Kulturkritik im Häppchenformat - Berliner Beauty in der ganz neuen Mitte. Keine Angst vor Fastfood-Debatten; schließlich überwindet der Held von "American Beauty" seine Entfremdung auch nicht anders - indem er wie zu seligen Jugendzeiten Hamburger und Fritten verkauft. Die haarfeine Selbstironie kann Schlöndorff sich übrigens leisten. "Mein Herz", so Sam Mendes, "schlägt höher, wenn ich daran denke, dass Herzog und Schlöndorff meinen Film schon zum zweiten Mal sahen." Die Veteranen des Autorenkinos - nie waren sie so wertvoll wie heute.

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