zum Hauptinhalt

Kultur: Klack, klack, klack

Der neue Glamour: Die Britin Ceal Floyer gewinnt den Preis der Nationalgalerie für junge Kunst

Als der Name der Preisträgerin endlich fällt, nach langem Warten und wortreichen Vorreden im Hamburger Bahnhof, gerät die Würdigung doch eher spärlich. Für Ceal Floyer, die mit dem diesjährigen Preis der Nationalgalerie für Junge Kunst ausgezeichnet wird, hat die Jury gerade vier dürre Sätze übrig; das Publikum spendet der jungen Britin donnernden Applaus.

Wenig später beginnt auch schon die Party. Wer sich trotzdem die Zeit für einen Abstecher beim preisgekrönten Werk nimmt, hört – klack, klack, klack herauf und klack, klack, klack wieder herunter – die Schritte auf Ceal Floyers aus Lautsprechern gebildeter Treppe. Die ebenso einfache wie beziehungsreiche akustische Installation schlug die drei um den Preis konkurrierenden Werke von Jeanne Faust, Damián Ortega und Tino Sehgal aus dem Rennen. Fünf Stunden hatte die Jury darum gerungen. Vermutlich fiel die Wahl deshalb so schwer, weil sämtliche Arbeiten nicht wirklich überzeugen. Einzig Floyer produzierte für die Schau ein neues Werk. Was alle vier Beiträge miteinander verbindet und sie in merkwürdige Opposition zum Rummel rund um die Ausstellung rückt, ist ihre Eindringlichkeit und Intellektualität. „Der Preis der Nationalgalerie für junge Kunst 2007 wirkt wie ein Gegenprogramm zum diesjährigen aufgeheizten Kunstsommer“, hatte Kurator Joachim Jäger noch schön formuliert. Und die Rahmenbedingungen offenbar vergessen.

Vor sieben Jahren wurde die mit 50 000 Euro dotierte Auszeichnung begründet, um den Hamburger Bahnhof stärker mit der aktuellen Kunst zu verknüpfen und die Kunst ihrerseits mit einem gesellschaftlichen Event. Mit seiner vierten Ausgabe ist die dem britischen Turner-Preis nachempfundene Kunsttrophäe genau dort angekommen, wo der Verein der Freunde der Nationalgalerie sie haben wollte. „Kunst ist der neue Glamour“, konstatiert im Katalog Ulf Poschardt, Chefredakteur der Zeitschrift „Vanity Fair“, die diesmal den Publikumspreis spendet (am 4.11.). Die Preisverleihung im Hamburger Bahnhof ist die Grundlage dieses Glamours, von dem die Künstlerin durch einen Scheck und das Museum durch ein neues Werk profitiert. Einziges Problem: Irgendwann stiehlt sich die Kunst – klack, klack, klack – davon. Nicola Kuhn

Hamburger Bahnhof, Invalidenstr. 50–51, bis 4. November.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false