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Kultur: KLAGE-FURT

Rainald Goetzist zurück, und mit ihm diese wunderliche, wunderschöne Rainald-Goetz-Sprache, die dann am schönsten wird, wenn sie sich ums Mysterium der Kunst dreht. Seit Monaten nun schreibt der Autor, der sechs Jahre lang nicht veröffentlichte, fast täglich an seinem Blog „Klage“ auf den Internetseiten der Zeitschrift „Vanity Fair“.

Rainald Goetz

ist zurück, und mit ihm diese wunderliche, wunderschöne Rainald-Goetz-Sprache, die dann am schönsten wird, wenn sie sich ums Mysterium der Kunst dreht. Seit Monaten nun schreibt der Autor, der sechs Jahre lang nicht veröffentlichte, fast täglich an seinem Blog „Klage“ auf den Internetseiten der Zeitschrift „Vanity Fair“. Goetz berichtet über alles Mögliche, dichtet, erzählt, beleidigt, lässt aus, klagt. Er radelt auch zu Galerien, fährt hinaus in den Kunstsommer, blättert in Kunstzeitschriften, fliegt zur „Frieze“ nach London und besucht Auktionen. Er macht sich lustig über neureiche, verblödete Maler, ist aber gleichwohl fasziniert von der Affäre zwischen Kunst und Geld. Es fallen vertrackte kunstphilosophische Aphorismen, Sätze wie: „Nur im allerengsten Bereich seiner hochindividuell spezifischen Disposition hat der Künstler überhaupt die Chance, im Akt der Kreation zum Künstler kurz zu werden.“ Sätze, losgelöst von echter Argumentation, eher ein Ahnen und Tasten, das kaum woanders Platz hat als im Goetz-Gehege, wo alles beieinander grasen darf. Kunst wird hier so beschrieben, wie sie es verlangt, je nachdem, mal dada („superbilder, superwürstl, superbier“), mal lustig assoziativ („tot, Mensch, Tier: Skulptur / Skulptur auf Mitte, auf Podest, Podest mit: / Kind, Mensch, Hirn, klein, Vogel“). Und dann wieder stehen in „Klage“ Wahrheiten von ergreifender Schlichtheit: „Kunst, die den Kunstwärter im Museum akustisch belästigt, ist Mist.“

Was Goetz vor zehn Jahren in seinem Theaterstück „Jeff Koons“ vorweggenommen hat, ist nun gesteigerte Wirklichkeit geworden: Gegenwartskunst, die auf dem Markt gehandelt wird, ist heute zwar nicht unbedingt ein wahrhaftiges, so doch auch für Außenstehende lehrreiches Gesellschaftsspiel der Reichen und Schönen. Doch hinter allem liegt bei Rainald Goetz der Glauben an die unumstößliche, besänftigende Allmacht nichtautoritärer Kunst. Nun hat die Gegenwart und ihre Kunst ihren besten Sänger zurück, und wenn es 2008 so bleibt, dann weine nicht – klage! Daniel Völzke

Daniel Völzke

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