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Kultur: Klar wie Claire

"Mademoiselle" heißt das neue Parfum von Chanel: eine gelungene Kreation aus Klarheit und Sinnlichkeit, aus Fassade und verstecktem Feuer. Genau dies ist die Mischung, die Sandrine Bonnaire in einer für sie untypischen Rolle als blonde Pharma-Vertreterin verkörpert: ein harmloses Lächeln und in ihren Augen der tiefdunkle Ton, der von Abwegen zu künden scheint.

"Mademoiselle" heißt das neue Parfum von Chanel: eine gelungene Kreation aus Klarheit und Sinnlichkeit, aus Fassade und verstecktem Feuer. Genau dies ist die Mischung, die Sandrine Bonnaire in einer für sie untypischen Rolle als blonde Pharma-Vertreterin verkörpert: ein harmloses Lächeln und in ihren Augen der tiefdunkle Ton, der von Abwegen zu künden scheint.

Bonnaire alias Claire hat Familie mit Kindern und wirkte glücklich - wenn nicht um sie herum immer so etwas Wartendes ausbräche, eine stille Aura unbewusster Suche, selbst dann, wenn sie lachend auf einer Betriebsfeier mitten im Pulk scherzender Kollegen steht. Bei solch einer Gelegenheit trifft sie auf eine Gruppe von Improvisationskünstlern, deren Spezialität darin besteht, Betriebsfeste und Seminare durch inszenierte Skandale zu würzen. Dass zwischen Claire und dem Abtrünnigen der Gruppe, Pierre (Jacques Gamblin), auf den ersten Blick eine Anziehung entsteht, wird von beiden durch betont gleichgültiges Weggucken dementiert. Doch Zufälle zwingen sie für 24 Stunden zusammen, weit weg von Claires Zuhause.

Was geschieht, wenn in einen klaren Alltag jene Elemente des Unkontrollierbaren einbrechen, die aus dem Leben bisher herausgehalten wurden? Ein klassisches Thema, mit einer interessanten Ausgangssituation: Pharmareferentin trifft Künstler. Doch quälend langsam und vorhersehbar hangelt sich der Film von Wendung zu Wendung. Sandrine Bonnaire, die mit "Johanna, die Jungfrau", "Monsieur Hire" und "Vogelfrei" ihre androgyne Schönheit zumeist in den Dienst radikaler Abgründe stellte, wirkt als normale Frau plötzlich desorientiert.

Claire wie die Klarheit - doch das Feuer dahinter wird nicht sichtbar: Bonnaire hört auf, Projektionsfläche des Unbegreiflichen zu sein und wirkt plötzlich unbedarft. Ihr Liebespartner wiederum, Jacques Gamblin,findet selbst in den ekstatischen Szenen aus dem anfänglichen Missmut seiner Rolle nicht heraus. Schwerer wiegen die Probleme des Drehbuchs. Regisseur Philippe Lioret, der es nach etlichen Fassungen zusammen mit Christian Sinniger drei Wochen vor Drehbeginn umschrieb, erzählt die Komödie eines Seitensprungs so überdeutlich, dass sich eine Magie unter den Figuren nie einstellt. Der Film hat kein Geheimnis, schlimmer noch: er hat keine wirkliche Frage.

Simone Mahrenholz

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