zum Hauptinhalt

Kultur: Klassik ohne Bücher

Weimar verliert eine seiner traditionsreichsten Institutionen: Der Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger schließt zum 30. Juni seine Pforten.

Weimar verliert eine seiner traditionsreichsten Institutionen: Der Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger schließt zum 30. Juni seine Pforten. Vom 1. Juli an würden alle Geschäftsabläufe über das Stammhaus in Stuttgart in vollem Umfang geführt, kündigte Geschäftsleiter Bernd Lutz am Wochenende an. Die angespannte Marktlage zwinge zu diesem "bedauerlichen Schritt". Der Verlag könne den eingegangenen Verpflichtungen gegenüber Herausgebern und Autoren nur dann nachkommen, wenn die Weimarer Filiale aufgegeben werde.

Damit geht in der Klassikerstadt eine jahrhundertealte Tradition zu Ende. Aus der 1624 gegründeten Hofdruckerei hatte sich ab 1853 unter Führung Hermann Böhlaus rasch der wichtigste Weimarer Verlag seiner Zeit entwickelt. Furore machte Böhlau durch die Sophienausgabe der Werke, Briefe und Tagebücher Goethes und die seit 1883 erscheinende kritische Ausgabe der Werke Martin Luthers. Auch heute noch erscheinen im Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, der 1998 vom Verlag J. B. Metzler, Stuttgart, übernommen wurde, bedeutende Editionen wie die Schiller-Nationalausgabe, die Briefe Herders, das Goethe-Jahrbuch und die Annalen der Jean-Paul-Gesellschaft. 2001 brachte der Verlag knapp 30 Neuerscheinungen auf den Markt.

Ein enger Partner des Verlages war bislang die Stiftung Weimarer Klassik, insbesondere das Goethe- und Schiller-Archiv. In Weimar soll nach derzeitigen Planungen ein ständiger Vertreter die Verlagsgeschäfte wahrnehmen und Ansprechpartner zum Beispiel für die Stiftung sein.

Jens Voigt

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false