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Kultur: Klatschen wie bei der Fernsehshow

Ihre nun ins elfte Jahr gehende Existenz verdankt die reihe "spectrum concerts" letztlich weniger dem stets hohen musikalischen Niveau der Gastmusiker, die sich um den Cellisten und Organisator Frank Dodge sammeln, auch kaum der selbst fürs verwöhnte Berlin noch interessanten Programmgestaltung, die der amerikanischen Musik besondere Beachtung schenkt.Vielmehr ist es die geschickte Arbeit mit Sponsoren, die den Musikern nicht nur hilft, ihre Konzerte überhaupt durchführen zu können, sondern auch durch Ankauf von Karten den Kammermusiksaal der Philharmonie zu füllen.

Ihre nun ins elfte Jahr gehende Existenz verdankt die reihe "spectrum concerts" letztlich weniger dem stets hohen musikalischen Niveau der Gastmusiker, die sich um den Cellisten und Organisator Frank Dodge sammeln, auch kaum der selbst fürs verwöhnte Berlin noch interessanten Programmgestaltung, die der amerikanischen Musik besondere Beachtung schenkt.Vielmehr ist es die geschickte Arbeit mit Sponsoren, die den Musikern nicht nur hilft, ihre Konzerte überhaupt durchführen zu können, sondern auch durch Ankauf von Karten den Kammermusiksaal der Philharmonie zu füllen.Dabei bewegt sich allerdings ein Konzert wie dieses, bei dem ganze Betriebsbelegschaften ein Publikum stellen, das wie beim Fernsehen klatscht, wo es nur geht, eigentlich schon jenseits der Grenze des öffentlichen Konzerts - Sponsorengelder helfen vielmehr, das Publikum eines solchen zu simulieren.

Auf Seiten der Musiker und der Musik ist das allerdings anders, die Programmwahl anspruchsvoll, die Interpretationen dieses Abends von zunehmendem Gewicht.Im Klavierquintett op.57 von Schostakowitsch konnten die fünf Musiker (Randall Hodgkinson am Klavier und die Streicher Mayuki Fukuhara, Christine Busch, Ronald Carbone und Frank Dodge) von einem Grundklang ideal entspannten Gleichgewichts aus die unterschiedlichen Sphären dieses 1940 in musikpolitisch schwierigsten Zeiten entstandenen großen Werkes in eine Beziehung bringen, weit entfernt von jener Peinlichkeit, die sich hier schnell einstellt, wenn irgendwo falsche Akzente gesetzt werden: Die bohrende Melancholie und Strenge der langsamen Sätze, die grell ironisierte Lebensfreude des Scherzos und die frühlingshafte Klassizität des Schlußsatzes erklangen in einer Interpretation von wunderbarer Gelöstheit und abgeklärter Ausgewogenheit.Etwas weniger überzeugend erschienen zuvor die Wiedergabe von Haydns Klaviertrio G-Dur, die erst im funkensprühenden "all Ongarese"-Schluß zu ganz einheitlicher Gestaltung fand, und von Aaron Coplands 1950 entstandenem Klavierquartett, einem interessanten Stück, dessen extrem in Einzellinien zerfaserte Textur im schnellen Mittelsatz nicht ganz ohne Mühe im Zusammenspiel realisiert wurde.

MARTIN WILKENING

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