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Klaus Florian Vogt.

© dpa

Klaus Florian Vogt: Linde Lüfte

Weltweit wird er als Lohengrin gefeiert: Bei seinem Berlin-Gastspiel mit der Staatskapelle Weimar zeigt sich der Tenor Klaus Florian Vogt stilistisch vielseitig, bis hin zur Hits von Franz Lehar

Die Staatskapelle Weimar ist ein vitales Theaterorchester. Seine Gründung reicht über 500 Jahre zurück, und in seinen ruhmreichen Annalen steht, dass es im 19. Jahrhundert von Hofkapellmeister Franz Liszt geleitet und unter dem Dirigenten Richard Strauss die Uraufführung der Humperdinck-Oper „Hänsel und Gretel“ gespielt hat.

In der Gegenwart wirkt der Klangkörper der Klassikerstadt jung, und wenn er als Gastorchester in der Berliner Philharmonie das „Meistersinger“-Vorspiel intoniert, so steigert er sich in der kontrapunktischen Ballung der Themen zu mitreißender Dramatik.

Das bewirkt am Pult der schwedische Dirigent Stefan Solyom, Generalmusikdirektor des Deutschen Nationaltheaters Weimar, der über Technik und Vorstellungsgabe verfügt, die Musik mit gespannten Bögen zu befeuern. Beispielhaft gelingt den Musikern der schnelle Teil der „Zauberflöten“-Ouvertüre und ein Walkürenritt, der ganz der Theatersituation auf dem Walkürenfelsen gehört mit der Vorahnung von Wotans Abschied und nicht dem populären Donner von „Apocalypse Now“.

Star und Mittelpunkt des Konzerts, um den sich alles dreht, ist der Sänger Klaus Florian Vogt, unser geliebter Lohengrin. Er singt im Wesentlichen, was er auf der Bühne zu singen gewöhnt ist. Abenteuer oder Neugier auf Neues, wie es zum Beispiel sein Tenorkollege Jonas Kaufmann im Schubertlied sucht und findet, ist kaum dabei. Aber man wünschte sich nun, dass Vogt auch konzertant mit der Staatskapelle und diesem Dirigenten musizierte wie etwa Marek Janowski mit Gesangssolisten und dem Rundfunk-Sinfonieorchester in deren Wagner-Zyklus. Gemeinsames Musizieren mit dem Orchester bleibt hier aber Fehlanzeige. Was Blicke unter Musikern bedeuten können, aufeinander einzugehen, davon will der Sänger auf dem Podium viel weniger wissen als in der Oper. In seinem Rücken hat Stefan Solyom nicht die Führungsposition, die ihm den Partituren nach zukäme. Der Galaabend sieht den Maestro als Diener.

Als Moderator hat Vogt kleine Einführungstexte bereit, Biografisches, mehrere lustige Theateranekdoten und Lob des Berliner Publikums im (halb leeren/halb vollen) Saal. Über Joseph Schmidt aber, den großen Sänger und sein jüdisches Schicksal, sagt er fast nichts, bevor er anstimmt: „Ein Lied geht um die Welt“.

Der Publikumsliebling siegt mit allen Gesängen, frisch und klar wie gewohnt, vorbildlich wortgenau, aber auch kaum differenzierend im Ausdrucksradius. Der Eindruck ist: Tamino singt Siegmund, Stolzing singt Franz Lehár. Die Stimme ist dem Sänger treu geblieben. Wagner mozartisch anzugehen, kann Gewinn sein, wenn „auf linden Lüften leicht und lieblich“ der Frühling einzieht. Das sind so Höhepunkte wie die „Taube“ in der Gralserzählung.

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