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Johann Blanchard schaut sitzend in die Kamera

© Reiner Nicklas

Klaviermatinee: Sommertornado

Der junge Pianist Johann Blanchard begeistert bei den Sommermatineen im Musikinstrumentenmuseum mit kompromisslosem und emotionalem Spiel.

Langsam neigen sich die von der Schierse- Stiftung veranstalteten Sommermatineen im Musikinstrumentenmuseum dem Ende zu. Hochenergetisch präsentiert sich beim vorletzten Konzert Johann Blanchard. Der 1988 in Frankreich geborene und in Deutschland aufgewachsene Pianist erreicht das Publikum bis in die letzte Reihe hinein. Wie er vor schwierigen Passagen laut einatmet, sich geradezu in die Tastatur hineinstürzt und ein musikalisches Feuerwerk abbrennt – das ist nicht nur klanglich große Show.

Dank einer etwas verschmitzten Grundhaltung rutscht Blanchard dabei nur selten ins Theatralische ab. Haydns Klaviersonate legt er zu Beginn erdig und kantig an, nur um sie dann im Rondo federleicht fortzufliegen zu lassen. Mit drei Etüden des finnischen Komponisten Einojuhani Rautavaara hat Blanchard auch zeitgenössische Musik im Programm: Sehr kräftig greift er hier zu, für die ersten Publikumsreihen fällt seine Interpretation an einigen Stellen etwas lautstark aus. Und auch bei Robert Schumanns „Kinderszenen“ kann Blanchard seine Vielseitigkeit eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Eng verbunden ist Johann Blanchard den Stücken der Pianistin Cécile Chaminade (1857 - 1944). Von einem seiner Klavierlehrer erbte Blanchards Vater eine gewaltige Menge an Noten, die Johann vor Kurzem für sich entdeckte, darunter zahlreiche Werke eben dieser französischen Pianistin. Zur Matinee hat er eine Sonate in c-Moll mitgebracht, ein angenehm zugängliches Stück mit dem ein oder anderen Wink in Richtung der großen Romantik-Komponisten.

Mit der Kraft und der Kompromisslosigkeit eines Tornados wirft sich Blanchard hier in die schnelleren Tempi, angenehm zurückgenommen präsentiert er die ruhigeren Stellen. Und auch für Debussys „Préludes“ (Livre 1, Nr. 6 - 11) findet er die richtige Klangsprache, ist mal überschäumend und rasend, dann wieder zerbrechlich und leicht. Ein paar Ungenauigkeiten sind zwar zu verzeichnen, dafür aber erlebt man einen Musiker auf der Bühne, der emotional ganz in den Stücken aufgeht.

Moritz Eckert

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