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Kultur: Klezmergebet

Vor 50 Jahren wurde der Staat Israel gegründet, vor 50 Jahren fanden sich auch Musikstudenten zum RIAS-Jugendorchester zusammen.1975 war es als erstes deutsches Orchester in Israel zu Gast, brachte als kultureller Botschafter den Austausch auf musikalischem Gebiet in Gang.

Vor 50 Jahren wurde der Staat Israel gegründet, vor 50 Jahren fanden sich auch Musikstudenten zum RIAS-Jugendorchester zusammen.1975 war es als erstes deutsches Orchester in Israel zu Gast, brachte als kultureller Botschafter den Austausch auf musikalischem Gebiet in Gang.Grund genug, nun in der Berliner Philharmonie für Israel zu musizieren, gemeinsam mit dem "König des Klezmer", Giora Feidman."Ein Gebet kann man nicht eigentlich sprechen, man muß es singen", hat Feidman einmal gesagt.So stellte er dem Festkonzert ein Gebet voran - er sang es mit seinem Instrument.Wie mit menschlicher Stimme spricht Feidman mit seiner Klarinette zum Publikum.Sein Spiel gibt den Werken von Max Bruch ("Kol Nidre" Opus 47) und Sergej Prokofieff (Ouvertüre über jüdische Themen Opus 34) eine authentisch jiddische Note.Das RIAS-Jugendorchester spielte unter der Leitung des 27jährigen österreichischen Dirigenten Christian Arming mit ganzer Seele.Abgründe taten sich auf im Adagio aus Mahlers 10.Sinfonie.Die israelische Komponistin Betty Oliveros verknüpft in ihrer "Golem-Suite" gekonnt Erfahrungen der Moderne mit der Tradition des Klezmer.Grenzen sind für Feidman Verbindungslinien, nichts Trennendes.Stile und Musikrichtungen gehen bei ihm ebenso ineinander über, wie das Publikum zum Musiker werden kann: Staunend hörten im zweiten Teil die Sängerin Katja Beer, die Begleiterin Christine Niggeler und Feidman zu, wie das Publikum jiddische Lieder nachsang, die sie vorher vorgetragen hatten.Stimme und Instrument, dramatisch-gestischer Ausdruck - all das ist hier eins: Ausdruck von Menschlichkeit.Mit dieser "Sprache der inneren Seele" vermag Getrenntes verbunden zu werden.

GREGOR SCHMITZ-STEVENS

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