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Kultur: Kling & Klang

Berliner Philharmoniker mit Sir Simon Rattle.

Das Jahr 1913 verzeichnet zwei Uraufführungen russischer Komponisten, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten: im Petersburger Mariinsky-Theater bringt Sergej Rachmaninow sein Symphonisches Poem „Die Glocken“ heraus, nachdem Igor Strawinsky im Pariser Théatre des Champs-Èlisées mit seinem „Sacre du printemps“ einen der größten Theaterskandale der Geschichte erlebt habt.

In interessanter Programmplanung kombinieren die Berliner Philharmoniker beide Werke, dazwischen erklingt Strawinskys Minutenstück „Le Roi des Étoiles“ aus derselben Epoche. „Die Glocken“ führt das Orchester überhaupt zum ersten Mal auf, den „Sacre“ spielt es zum gefühlt unzählbaren Mal. Rachmaninow entspricht mit seinen „Glocken“, in deren glänzende Besetzung der Rundfunkchor Berlin sowie die Gesangssolisten Luba Orgonásová, Dmytro Popov und Mikhail Petrenko eingebunden sind, dem Klischee überquellender Salonmusik mit atmosphärischem Geläut vom Schellenglöckchen bis zur Totenglocke.

Mit Simon Rattle sind die Philharmoniker im „Sacre“ zu Hause, dem auch ihr erstes großes Education Projekt gewidmet war. Diese Selbstverständlichkeit birgt die Gefahr, der vulkanischen Partitur ihr Geheimnis zu nehmen. Es gibt Stellen, da wird nur noch gestampft, aber die unerhörte Vision der „Bilder aus dem heidnischen Russland“, des Opfertanzes eines jungen Mädchens, um den Frühlingsgott zu versöhnen, die Darstellung des Primitiven als geistiger Vorgang, der glühende Hintergrund des Archaischen verlieren an aufregender Wirkung.

„Rhythm is it“, gewiss, aber wie viel mehr in der Musik ist, weiß Daniele Damiano mit dem volksliedhaften Fagottmotiv des Anfangs zu sagen. Sybill Mahlke

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