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Vierfüßler. Die Galerie Eigen + Art zeigt Neo Rauchs erste Bronze. Foto: R. Pfeil/dapd

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Kultur: Köln-Karawane

Die Art Cologne findet zur alten Größe

„Wir sind wieder da!“, lautet die unmissverständliche Botschaft der Großskulptur „Boy and Girl“ vor der Eingangshalle zur Art Cologne. Die Schweizer Galerie Hauser & Wirth hat die Arbeit von Paul McCarthy nach langer Abstinenz vom Kölner Kunstmarkt aus Kalifornien einfliegen lassen. Das 2,8 Millionen US-Dollar teure Paar steht zugleich für die Stärke der zeitgenössischen Kunst auf der 45. Kölner Messe, die mit einer Sonderschau experimenteller Fluggeräte Panamarenkos, Leihgaben der Galerie Deweer, symbolisch an ihre Pionierzeiten anschließt. Dazu passt auch die Verleihung des Art Cologne-Preises an den Galeristen Michael Werner, der 1967 in Berlin startete.

Messe-Direktor Daniel Hug freut sich über Neuzugänge wie Andrew Kreps und die Team Gallery aus New York oder Rückkehrer wie Lelong, Buchmann, Kewenig und Leo Koenig unter den knapp 200 Galerien. Neben den notorisch kaufbereiten rheinischen Sammlern verdankt sich der Erfolg auch dem Direktor selbst: Unisono loben Mathias Siebert von Kuttner Siebert und Bruce Haines (Ancient & Modern) die Überzeugungskraft und das zeitliche Engagement Hugs, der als Ex-Galerist ein Gespür für die Bedürfnisse der Galeristen besitze.

Frucht dieser Mühen ist nicht nur die Zahl namhafter Galerien, sondern auch ein breites Spektrum sehenswerter Kunst. Henze & Ketterer & Triebold brachten gleich mehrere Kirchner-Gemälde aus der Schweiz mit: „Totentanz der Mary Wigman“ und „Scene aus einem Sommernachtstraum“ kosten je 4,3 Millionen Euro. Die Galerie Schwarzer konzipierte eine Präsentation mit Büsten Wilhelm Lehmbrucks in der Preislage bis 850 000 Euro. Aus London reiste die Galerie Annely Juda mit einem Ölgemälde Ben Nicholsons von 1937 für 700 000 Euro an. Klaus Benden bietet nicht nur ein Bedroom-Painting von Tom Wesselmann (1983) für 1,8 Millionen Euro, sondern auch eine Sammlung von Plattencovern Andy Warhols. Zum 80. Geburtstag von Heinz Mack bieten sowohl Samuelis Baumgarte als auch Beck & Eggeling Sonderschauen des ZERO-Künstlers. Zum Teil immer noch günstig und schon für wenige tausend Euro zu kaufen sind Werke des deutschen Informel, etwa bei Maulberger und Schlichtenmaier. Dieses Segment der deutschen Kunst dürfte nach ZERO nun ebenfalls erheblich aufgewertet werden.

Für Aufsehen sorgt die erste Bronzeskulptur Neo Rauchs bei Eigen + Art, ein Zwitter aus Mann und Tier, für 600 000 Euro. Fahnemann aus Berlin hat eine Arbeit Imi Knoebels für 180 000 Euro verkauft. Isabella Czarnowska versammelt 25 seltene Zeichnungen von Thadeuz Kantor, die als Konvolut für 65 000 Euro zu haben sind. Gemälde von Alice Neel bei Aurel Scheibler schlugen mit Preisen bis 1,2 Millionen US-Dollar zu Buche. Mit 7500 Euro wesentlich preiswerter sind da Filme des Experimentalkünstlers Ferdinand Kriwet bei BQ.

Gerade Teilnehmer aus Berlin äußern sich überwiegend positiv zur Messe. Sebastian Klemm freut sich über den Verkauf einer großen Skulptur von Alexej Meschtschanow an einen Düsseldorfer Privatsammler. Auch Metro verkauften Skulpturen von Markus Leitsch ins Rheinland. Die Galerie September zeigt den Maler Carsten Fock in der Sektion „Open Space“, der deutlich übersichtlicher und internationaler geworden ist. Er bietet Installationen von Erwin Wurm, Andrea Bowers, Chris Martin und ein außergewöhnliches Kabinett für Werke von Benedikt Hipp bei Kadel Willborn. Allein Ben Kaufmann hat auf der Art Cologne eine schlechte Nachricht zu vermelden: Er schließt seine Berliner Räume am Strausberger Platz Ende des Jahres.

Art Cologne, bis 17. April, Infos unter: www.artcologne.de

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