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Kultur: König der Bären

Anthony Hopkins kämpft als moderner Robinson mit der NaturVON CHRISTINA TILMANNUm zu merken, wie ungezähmt die Natur, wie hilflos der Mensch trotz aller technologischen Überlegenheit ihr gegenüber ist, genügt ein kräftiger Sturm auf See oder ein Gewitter in den Bergen.Nimmt man noch einen wilden Braunbären, ewiges Eis, Wundbrand und wilde Wasserfälle dazu, dann hat man das Horrorszenario, aus dem "Auf Messers Schneide" Spannung und Drama zieht.

Anthony Hopkins kämpft als moderner Robinson mit der NaturVON CHRISTINA TILMANNUm zu merken, wie ungezähmt die Natur, wie hilflos der Mensch trotz aller technologischen Überlegenheit ihr gegenüber ist, genügt ein kräftiger Sturm auf See oder ein Gewitter in den Bergen.Nimmt man noch einen wilden Braunbären, ewiges Eis, Wundbrand und wilde Wasserfälle dazu, dann hat man das Horrorszenario, aus dem "Auf Messers Schneide" Spannung und Drama zieht.Wie klein ist dann der Mensch, der mit Uhrzeigern einen Kompaß simulieren, mit Brenngläsern Feuer entfachen, mit einer goldenen Uhrkette angeln oder mit handgefertigten Speeren gegen wilde Bären kämpfen will.Und dabei ist es gleichgültig, ob der einzelne Millionär oder armer Schlucker, jung oder alt, schwarz oder weiß ist, lautet die einfache und demokratische Botschaft des Films: Was zählt, und daran hat sich seit Robinson Crusoe nichts geändert, ist Wissen, Ausdauer und Mut, und - als krönendes Bonbon - Güte. Daß Anthony Hopkins alles kann, hat er in den letzten Jahren als Mörder, Maler oder Butler zeigen können.Daß er alles weiß, darf er nun als reifer Millionär Charles Moore beweisen - und seiner Umgebung damit gehörig auf die Nerven gehen.Zwar ist es größtenteils theoretisches Wissen, das sich der von seiner opportunistischen Umgebung enttäuschte Misanthrop in jahrelanger Flucht in die Welt der Bücher erworben hat, doch besser als nichts: Nach dem Flugzeugabsturz in der unzugänglichen Wildnis ohne Hoffnung auf Hilfe kann der Zivilisationsmensch alle Tricks gebrauchen, um zu überleben. Fast schade, daß Regisseur Lee Tamahori (bekannt seit seinem furiosen Debut "Once were Warriors") neben der dramatischen Survival-Geschichte in der grandioser Natur der kanadischen Rocky Mountains noch eine menschelnde Rivalität hinzufügen muß, einen Kampf - wie auch anders? - um die schöne, junge und ungetreue Frau (Top-Model und mehr nicht: Elle MacPherson als Objekt der Begierde), einen Kampf des Älteren gegen den Jüngeren, des betrogenen Ehemanns gegen den Nebenbuhler, einen aggressiv-erfolgreichen jungen Modephotographen (Alec Baldwin).Fast schade auch, daß die beiden, die in der Wildnis trotz unterschiedlicher Charaktere erfolgreich zusammengearbeitet und -gekämpft haben, nun doch noch zum spektakulären Kampf Mann gegen Mann ansetzen müssen und so die selbstverständliche Einheit brechen, die den guten Menschen von der bedrohlichen Natur schied. Nicht wahr nämlich, daß der gefährlichste Feind im Inneren des Menschen lauert, wie der Film uns etwas halbherzig weiszumachen versucht.Der gefährlichste Feind wiegt 600 Kilogramm und ist der eigentliche Star des Films.Wenn er angreift oder jagt, tötet oder brüllt, zittert das Kino - oder löst die Angst in Lachen.Bart the Bear, Veteran unter den Kodiak-Bären, spielte schon vor 10 Jahren die Hauptrolle in Jean-Jacques Annauds "The Bear", stand an der Seite von Anthony Hopkins in "Legenden der Leidenschaft" und ist Star der Fernsehserie "Grizzly Adams".Regisseur Lee Tamahori krönte ihn zum "John Wayne der Bären".Wann gibt es den Oskar für Bären? In 9 Berliner Kinos, OmU in der Kurbel

CHRISTINA TILMANN

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