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Kultur: König Markes Not

Barenboim dirigiert „Tristan“ an der Berliner Staatsoper

Daniel Barenboim schickt sich an, mit seiner Berliner Zauberkapelle auf USA-Tournee zu gehen. Voraus ist zu ahnen, dass sie in San Francisco, Chicago, New York ihren Rang bestätigen wird. Erworbener Botschafter-Effekt der Musik. Als Orchester der Staatsoper Unter den Linden nimmt sie standing ovations auf der Bühne entgegen: Der Maestro weiß, wie er als primus inter pares seine Musiker nach einem „Tristan“ präsentiert. Er dirigiert eine aufregende Vorstellung, emphatisch und mit homogenen Streichern. Dem Titelhelden macht er es dynamisch nicht leicht, sich durchzusetzen. Christian Franz schafft das mit lyrischer Intensität und endet seine Partie in klar gesungenem Abschied: „Isolde.“ Mit dem Mut zur stimmlichen Gratwanderung bleibt Deborah Polaski eine königliche Isolde, die musikalische Bögen und leise Töne bis zum feinen Pianissimo verteidigt. René Pape macht die Not des Königs zum zentralen Ereignis, weil er dessen Klage als Interpret bis in jedes Wort durchlebt. Diese sublimierte Leidensfähigkeit schließt Verschwiegenes ein, wie Regisseur Kupfer es in Markes Liebe zu Tristan offenbart hat.

Der szenische Rest ist fürchterlich. Nicht nur, dass die Protagonistin, Fackelflammen löschend, zur Feuerwehrfrau werden muss, während der Vorhang sich schon senkt, um einen Brand zu verhindern. Schlimmer noch, was diesem Tristan an lächerlicher Kletterei zugemutet wird, aufgezwungen vom Bühnenbild, hilflos.

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