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Königin Margrethe II.: "Royaler Vandalismus"

Die rastlosen künstlerischen Aktivitäten von Dänemarks Königin Margrethe II. haben Fachleute in ihrer Heimat in Alarmzustand versetzt. Doch es fällt nicht leicht, sie an ihren kreativen Umtrieben zu hindern.

Kopenhagen - "Ihre Majestät muss daran gehindert werden, noch mehr Verwüstungen im Dom von Roskilde anzurichten", kommentierte die Zeitung "Information" in dieser Woche. Das Blatt bezog sich auf einen von der 66-jährigen Monarchin daheim auf Schloss Amalienborg entworfenen, zusammengenähten und bestickten Altarteppich für die berühmteste Kirche im Königreich. "Royaler Vandalismus" lautete die Schlagzeile.

Der Verband der Kunsthandwerker äußerte im Ton höflicher, aber doch auch irritiert, es sei "recht problematisch für die textile Kirchenkunst", dass Margrethe unter konsequenter Umgehung jeder Fachkompetenz als Designerin "fünf der zehn möglichen Bischofsgewänder in Dänemark" gestaltet habe.

"Niemand wagt es, ihr die Wahrheit zu sagen"

Auch bei ihren anderen, für eine Autodidaktin verblüffend weit gefächerten künstlerischen Aktivitäten sucht die Königin die Öffentlichkeit. Sie hat Literaturübersetzungen auf den Markt gebracht, Scherenschnitte veröffentlicht, Märchenbücher illustriert, Bühnenbilder entworfen und Aquarellbilder ausgestellt. Stets fiel das Urteil in den Medien überwiegend freundlich aus, wobei die Experten sich meist ziemlich gewunden ausdrückten und ihr Lächeln bei TV- Auftritten etwas gequält oder entschuldigend ausfiel.

Genau das hält der Bildhauer Erik Thommesen für das Problem: "Niemand wagt es, der Königin die Wahrheit zu sagen. Manchmal tun mir die Royalen leid, weil sie in einer Scheinwelt leben." Noch mehr Mitleid aber hat Thommesen mit seiner 2004 gestorbenen Ehefrau Anna, einer der bekanntesten Textildesignerinnen in Dänemark. Sie hatte in den siebziger Jahren den Altarraum des Roskilde-Doms ausgeschmückt. Er ist "die" Kirche in Dänemark, weil hier alle Königinnen und Könige seit dem 14. Jahrhundert begraben liegen. Als Königin Margrethe mit ihrem eigenen Entwurf für den Altarteppich kam, verweigerte Anna Thommesen der Regentin selbstbewusst die Erlaubnis.

"Einzigartige Frechheit"

Die gab zunächst klein bei. Margrethe sorgte aber später dafür, dass der eigene Teppich zur Beerdigung ihrer Mutter, Königin Ingrid, im Jahr 2000 und in diesem Jahr vor der Überführung der in Roskilde beerdigten Ex-Zarin Maria Fjodorowna über den Altar gelegt wurde. Später musste sich der Gemeinderat für die Verletzung von Thommesens Urheberrecht entschuldigen. Der wütende Witwer sagte, dass dessen Mitglieder den von niemandem bestellten oder erwünschten Teppich der Königin als "einzigartige Frechheit und fürchterliche Dilettanterie" eingestuft hätten.

Bekannt ist, dass Margrethe auf derlei "Zweifel" an ihren künstlerischen Qualitäten sehr empfindlich reagiert. Bei dem laut Witwer Thommesen "peinlichen" Streit zwischen seiner Frau und der Königin flossen royale Tränen. Die neuerliche öffentliche Kritik trifft die ansonsten überaus populäre Regentin mit starkem Rauchzwang als unübersehbarem Laster zu einem sensiblen Zeitpunkt: Vergangene Woche ließ die Königin verkünden, sie wolle nie wieder öffentlich und vielleicht auch nie wieder privat eine Zigarette anrühren. (Von Thomas Borchert, dpa)

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